Alzheimer Therapie – Erfahrungen

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Abgeschält von Buntspitzen durch einen Anspitzer

Alzheimer Therapiezentrum Bad Aibling

Alzheimer Therapiezentrum

Zu meinem Bedauern blieb die von der therapeutischen Leitung zugesagte Entscheidung, ob ich Handouts veröffentlichen darf, aus. Schade. Dieses Schweigen irritiert.

Tag 29 Abschied vom ATZ | 22. November 2023

“Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schafften hinter dich.“ Weisheit aus Afrika

Abschied nehmen. Das Verpacken ins Auto ist schnell geschehen. Beim Frühstück wurden wir von der Mitarbeiterin mit einem anderen Ehepaar gemeinsam herzlich verabschiedet. Das war sehr nett und ihre Sorge, dass wir uns ja für die Rückfahrt gut mit Brötchen, Bezeln und Obst eindecken sollten, war rührend und ehrlich. Meine Frau hätte sie und ihre Kollegin sehr gene umarmt. Die Schutzregeln ließen das nicht zu. Die von meiner Partnerin gestaltete Dankeschön-Karte mit gestempelten Umschlag und unser formuliertes Dankeschön, wird sie erfreut haben.

Mit etwas Abstand werde ich sicherlich noch ein Fazit nachliefern. Viele Gedanken wollen noch sortiert und durchdacht werden. Auf meiner ToDoListe steht ein qualifiziertes Feedback für das Team zu schreiben.

Tagessprüche.
Die Tradition, an jeden Werktag den Therapieplan mit einem Spruch zu versehen, hat mich zu Beginn befremdet. Im Laufe der vier Wochen, hat sich das geändert. Weder spielte an die Headline eine Rolle an diesem Tag, noch gab eine angeleitete Aktion, wo diese Worte im Zentrum standen. Ich habe mir die Freiheit genommen, über den Sinn und Unsinn dieses Gedankens nachzudenken. Manche Gedanken, beschäftigten mich länger. Mit einem Schmunzeln ist mir der Vergleich zur „Losung der Herrnhuter Brüdergemeinde“ gekommen.

Tag 28 im ATZ | 21. November 2023

„Es wird immer gleich ein wenig anders, wenn man es ausspricht.“ Hermann Hesse

Inhaltlich unser letzter Tag im ATZ. Unsere Dankeskarten an die verschiedenen Akteure sind geschrieben. Vor unserer Abreise werden wir sie verteilen und uns verabschieden. Schon jetzt kann ich sagen, es war eine sehr gute Zeit für uns. Dazu werde ich später schreiben. Die Entscheidung der Schön Klinik, ob ich Handouts zum Download anbieten darf, steht noch aus. Für morgen wurde sie mir angekündigt. Mal schauen. Wenn nicht, dann halt nicht.

Den Tag mit „Adventssingen“ zu starten, das ist doch was. Kommende Woche starten wir in den Advent. Der Angang heute früh war zäh und es gab wieder diesen Widerstand, der in den vergangenen beiden Wochen weg war. Mir ist es mit Humor und die Erinnerung an Komplimente zu ihrer Gesangsstimme sie zu bewegen. Sie war sehr angetan vom Singen.

In meinem Rhythmus alleine zu packen, ist gut, fast entspannend. Es kommt mir komisch vor, dass Kisten und Taschen, die bei Anreise gefüllt waren, plötzlich leer sind. Egal. Die Schränke sind leer. Im Appartement wird nichts zurückbleiben, wenn wir morgen früh starten.

In einer kleineren Gruppe widmet sie sich der „Erinnerungsarbeit“. Mir ist aufgefallen, dass meine Frau in den vier Wochen häufiger dieses oder ein ähnliches Angebot wahrgenommen hat. Die Therapeutinnen wechselten.

Ein letzter Kommentar zum Mittagessen. Man war bemüht. War okay. Heute Abend gehen wir zum Abschluss in das gegenüberliegende Restaurant „Zur Fledermaus“. Dort hatten wir bereits einmal gegessen.

Regenpause. Den letzten Spaziergang vom ATZ an der Schön-Klinik vorbei in Richtung Ghersburg und quer rüber zur Birkenallee und zurück zum ATZ. 4 Kilometer nach dem Mittagessen tun uns gut. Mein letzter Besuch auf dem Ergometer wird zum Reinfall. Mit wiederkehrenden Muskelkrämpfen breche ich nach 14 Minuten ab. Damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet. Paragraph 1: „Et es wie et es“.

„Paartanz“. Unsere letzte Disziplin. Drei Songs: „Mas Que Nada“ von Al Jarreau, „Happy“ von Pharrell Williams und „September“ von Earth Wind & Fire hat sich meine Frau aus der schier endlosen Liste von Lieblingssongs zum Tanzen ausgesucht. Die letzte Stunde zu tanzen, hat uns viel Spaß gemacht. Ich denke wir sollten mal zu einer Ü50 Party gehen.

Encaustic - gestaltete Karte
Encaustic – im ATZ gestaltete Karte

Von den Therapeutinnen und Therapeuten, die uns begegnet sind, haben wir uns verabschiedeten und uns bedankt. Gleiches bei den Mitarbeitenden in der Verwaltung des ATZ, der Küche und im medizinischen Bereich. Sie allen haben uns gesehen und uns den Aufenthalt so gestaltet, dass wir uns unterm Strich wohl und sicher fühlen konnten.

Tag 27 im ATZ | 20. November 2023

„Das meiste auf der Welt geht nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch Putzen.“ Erich Kästner

Unser vorletzter Tag. Der Sortier- und Pack-Modus hat mich erreicht. 

Und dennoch kann ich mich ganz auf das heutige Programm einlassen. Der Vormittag ist für mich besonders interessant und spannend. „Abschlussgespräch“ mit unserer / meiner Bezugstherapeutin nach der „Auswertung der Kunsttherapie“ durch die Therapeutin. 

Für meine Frau beginnt es mit dem Angebot „Sprichwörter“. Die „Gestaltung“ schließt sich nach der 15minütigen Wechselpause an. Zwei gestaltete Steine bereichern jetzt unseren Fundus. 

Ich konnte den Ausführungen zur Kunsttherapie gut folgen. Gerade dem Gedanken nicht auf Defizite zu schauen, sondern Gestaltungsmöglichkeiten zu eröffnen, sich Materialien anzueignen und etwas schaffen, ohne verbindliche Vorgaben. So konnte meine Frau kreativ sein. Sei es mit Ton, Papier, Enkaustik, Aquarell, Pastellkreide oder Mandalas. Ihre eigene Herangehensweise hatte den Vorrang. Mir ist es wichtig, dass sie zu Hause an die guten Erfahrungen anknüpfen kann. Dazu werde ich recherchieren und Anfragen stellen. 

Bank vor Blumengeschäft in Bad Aibling
Bank vor Blumengeschäft in Bad Aibling

Das Abschlussgespräch. Mir wurde der Fragebogen „zum Zeitpunkt der Entlassung“ mitgegeben. Ich bin gespannt, wenn ich ihn ausgefüllt und mit dem verglichen habe, der mir zu Beginn übergeben wurde. Mein Gefühl ist, dass es gut und wichtig für mich und für meine Partnerin war, hier gewesen zu sein. Ich nehme eine Menge mit. Mittlerweile habe ich die innere ToDoListe in Teilen verschriftlicht. Fertig bin ich nicht. 

Das Feedback von den Therapeutinnen, hat sich kaum gegenüber den zwei Zwischengesprächen verändert. Wichtig für mich war zu hören, dass meine Partnerin in kleineren Gruppen sich sicherer fühlt. Dort, wo  Sprache eine größere Rolle spielt, nimmt sie sich mehr Zeit, um dabei zu sein. Hier braucht sie Ansprache. Dort, wo das Kreative im Vordergrund steht oder das Singen, da startet sie anders und ist schneller mitten drin oder macht ihr Ding. Über andere Erkenntnisse und Rückmeldungen muss ich nachdenken. Sie betreffen zum größten Teil mich und meine Rolle. Auch wenn mir an bestimmten Stellen das Feedback inhaltlich nicht zugesagt hat, stelle ich mich ihm. Die Reha ist kein Wunschkonzert und es geht nicht darum, mich zu bestätigen. Was mir nach vier Wochen noch mehr einleuchtet ist, genauer auf die Wechselwirkungen zu achten, die mein Handeln und meine (unausgesprochenen) Erwartungen hervorrufen. Erwartungen können Gift sein. Auch die Charakterzüge meiner Frau bei Entscheidungen mit einzubeziehen, muss ich lernen. Darin liegt eine Chance, dass sie Gruppenangebote akzeptieren lernt

Zauberharfe“. Das hört sich fast mythisch an. War es wohl aber nicht. Meine Partnerin fand es gut, auf dieser Form einer Harfe zu spielen. Ungewohnt war es. Das gemeinsam dazu singen, war schön. 

Im Anschluss kam ich hinzu, weil wir uns alle Trommeln gemeinsam ansehen wollten um zu entscheiden, ob und wenn ja, welche Trommeln wir uns für zu Hause anschaffen wollen. Wir haben uns für Trommeln entschieden. Zum einen wird es ein Cajón und zum anderen eine Djembe, eine afrikanische Trommel. Wir trommeln gut zusammen. Unsere Nachbarn werden es hören 😉

Tag 25 / 26 im ATZ | 18. / 19. November 2023

Sonntag. Die Akkus der Fahrräder aufladen und die letzte Maschine Wäsche durch die Waschmaschine und den Wäschetrockner jagen. Im Angesicht eines kräftigen Regenbogens in der Sonne bei Temperaturen von 15 / 16 Grad einen kleinen Spaziergang machen, tut gut. Gestern bei 5 bis 2 Grad unterwegs zu sein, war anders.

Die Gespräche beim Frühstück und Mittagessen enthalten etliche Elemente des Bilanzierens und des Abschied nehmens. Morgen steht das Abschlussgespräch in meinem Terminplaner. Ich überlege, ob ich mir das Einverständnis einhole, das Gespräch aufzuzeichnen. In den fünfzig Minuten wird sicherlich sehr vieles zur Sprache kommen.

Samstag. Kirchanschöring ist wenigen geläufig. Doch wenn man wandert, dann sagt einem der Name „Meindl“ sehr viel. Meindl kommt aus, entwirft, produziert und repariert in Kirchanschöring seine Schuhe. Ein Besuch im Schuhgeschäft von Meindl und meine Frau hatte neue Schuhe an ihren Füßen.

Alte Saline Bad Reichenhall
Alte Saline in Bad Reichenhall

Bad Reichenhall war unser nächster Stopp in die Berge. Doch die Predigtstuhlbahn ist leider bis Mitte Dezember geschlossen. Schade.

Thumsee bei Bad Reichenhall
Thumsee bei Bad Reichenhall

Dann die Alpenstraße in Richtung Inzell nehmen und am Thumsee anhalten und ihn gemütlich umrunden. Das war wunderschön. Auf den rund 2,5 Kilometer warteten zahllose Fotomotive. Nicht fotografiert, doch besonders fasziniert war ich von drei Menschen, die im See badeten. Als Außentemperatur hatte unser Auto 2 Grad angegeben. Ich frage ein Paar, dass auf dem Weg in den See war, welche Temperatur das Wasser habe. 6 Grad bekam ich zur Antwort. Als sie im Wasser waren fragte ich, ob es nicht weh täte. Doch. Man gewöhne sich dran, wenn man zweimal wöchentlich in den See steige. Bis 2 Grad Wassertemperatur würden sie in den See steigen.

Zu unserem Abendprogramm gehörte, dass wir die erneut in der ARTE Mediathek zur Verfügung stehenden französische Serie „Nona und ihre Töchter“ uns ansahen. In der achten von den neun Folgen hält Nona ein Plädoyer für die Frauen, das mich erneut bewegt hat. Eine wunderbare Serie.

Tag 24 im ATZ | 17. November 2023

„Beende den Tag immer mit positiven Gedanken, denn egal wie schwer die Dinge auch waren. Am Morgen ist ein neuer Tag.“.

Heute ist der drittletzte Therapietag für uns. Kommenden Dienstag schließen wir das Kapitel „ATZ“. Mein Gepäck ist bis an den Rand gefüllt. Gefühlt brauche ich mehr als eine Woche um mir zu vergegenwärtigen, was auf meiner ToDoListe einer Priorisierung wert ist. Mache ich das alleine?

Mit dem Ehepaar am Esstisch ist es sehr angenehm. Ich habe heute früh „Jazz“ angesprochen. Er, Patient, ist großer Jazzfan. Ein uns verbindendes Thema. Mit ihr werde ich noch die Kontaktdaten austauschen. Ich kann mir vorstellen, mit ihr in Kontakt zu bleiben. Sie leben am Bodensee.

An diesem letzten Freitag im ATZ haben wir insgesamt drei Angebote zu denen wir gemeinsam eingeladen sind. „Vertellekes“ eröffnete den Morgen. Ein Spiel. Die Neuro-Psychologin, die von mir favoritisierte Therapeutin, hat es angeleitet. Ich denke darüber nach, ob wir es zu zweit und / oder Kindern und Freunden zu Hause spielen würden.

Mit Interesse beobachte ich, dass „neue“ Angehörige je nach Charakter, sehr forsch nach dem Sinn eines Angebotes oder wie hier, eines Spieles fragen. Sich einfach drauf einzulassen und mitzuspielen, fällt schwer. Zwischendurch werden Fragen formuliert, die häufig eingeleitet werden mit: „Ich will ja was lernen“. Dass dies die Spielrunde unterbricht, wird nicht gesehen. Mir hat der freundliche und klare Hinweis von der Therapeutin, dass das an anderer Stelle gefragt und beantwortet werden könne, gut gefallen. Keinerlei Maßregelung war enthalten.

„Paarmassage“. Bei diesem Begriff tauchen Bilder auf. Doch ging es in dieser Stunde nur für eine kurze Zeit um das Massieren der Partnerin / des Partners. 4/5 der Zeit ging es um einen selbst. Eine wohltuende Mischung aus Berührungen des eigenen Körpers. Ab und an gekoppelte mit Atemübungen. Am Ende hatte ich ein angenehmes Körpergefühl. Mir war warm und wohlig zu Mute.  

Störend bis unangenehm empfand ich, dass nach der Begrüßung und dem Hinweis darauf, dass der Therapeut zu wenig Zeit habe, um alles zu zeigen, dies mindestens viermal während der Stunde wiederholt wurde. Mich zu konzentrieren fiel mir dann schwer. In mir entstand ein Druck, der sich unangenehm anfühlte. Dass, was in der Stunde möglich war und mir zu Teil wurde, war gut. „Alles“? Was soll das sein? Wenn der Therapieplan so strukturiert ist, dann ist es so. Zum Schluss musste ich dem Therapeuten sagen, dass mich sein häufiges Wiederholen, dass er sich dafür entschuldige nicht alles uns geben zu können, weil keine Zeit vorhanden sei, sehr gestresst habe. Meine Empfehlung, ja Bitte sei, den Menschen in seinem guten Angebot, dass zu geben, was in einer Stunde ihm möglich sei. Verzichten sie darauf, sich für etwas zu entschuldigen, was offensichtlich nicht möglich ist. Das kann uns nicht interessieren.

In mir keimt der Gedanke, dass die Therapeutinnen und Therapeuten zu viele Inhalte sehen, die innerhalb von drei Wochen angerissen werden müssten, die sie nicht bedienen können. Es ist ja nicht die erste Erfahrung, dass von Seiten der Therapeuten Druck mit dem Satz „wir haben so wenig Zeit“, in mir aufgebaut wird. Eine externe Begleitung mit dem Auftrag, ihre Arbeitsweise sich anzuschauen um zu überprüfen ob sie im Sinne ihres Konzeptes unterwegs sind , werde ich dem Team empfehlen. 

Damenwahl? Weder meine Frau, noch ich verfügen über Tanzschulerfahrungen. „Paartanz“. Vor zwei Wochen haben wir in unserem Appartement gemeinsam Songs aus den mitgebrachten CDs ausgesucht um  darauf zu tanzen. Das hat Spaß gemacht. Wir sind eher Freestyler:in als Paartänzer:in. Für den Nachmittag hatten wir gestern Abend drei Songs ausgesucht und darauf getanzt. Diese haben wir als Vorschläge zusammen mit unserer Bluetooth Box mit zum Paartanz mitgenommen. 

Das Altersspektrum und die Musikgeschmäcker sind breit gestreut. Und doch, es hat einfach Spaß gemacht. Nur bei einem Musikstück haben wir gesessen. „It‘s raining men“ steuerten wir bei. 

Kommenden Dienstag wird erneut getanzt. Wir haben uns angemeldet. Es wird unser letztes therapeutisches Angebot in der Reha sein. Ein schöner Abschluss. Bis dahin haben wir drei Songs der Therapeutin übermittelt auf denen wir sehr gerne tanzen würden. 

Little Miss Sunshine“ füllte unser privates Abendprogramm. Es war der letzte der sechs Filme, den meine Partnerin aus unserem DVD Fundus ausgesucht hatte. Am Sonntagabend setzen wir uns ins Kino in Bad Aibling.

Tag 23 im ATZ | 16. November 2023

„Behandle die Fehler der anderen mit der gleichen Milde, wie deine eigenen.“ Aus Asien

Wie jeden Morgen beschränke ich mich darauf meiner Partnerin nur den nächsten Termin vorzustellen. Ich war sicher, dass sie die „Farbenwerkstatt“ nutzen möchten. Im Atelier fühlt sie sich sehr wohl. Gerne wäre sie länger dort geblieben. Doch nach einer Stunde wird gewechselt. Ich rechnete mit ihrem Widerstand, weil die Zeit zum Wechseln durch das Präsentieren ihres Bilder kürzer war. Weit gefehlt. Die „Bewegung nach Musik“ wurde angesteuert und ich konnte sie gut gelaunt dort um 11:30 Uhr wieder abholen.

In unserer vierten Woche habe ich das Gefühl, dass es auch um mich geht. Mein Fokus hat sich in den letzten Tagen erweitert. Bislang schaute ich vor allem auf meine Partnerin. Jetzt nehme ich mich mehr in den Blick. Die Angehörigengruppe mit ihren lebenspraktischen Themen holen mich in meiner Situation ab. Heute stand die „Selbstfürsorge“ im Mittelpunkt. Da habe ich noch massig Luft nach oben.

Chart Selbstfürsorge für Angehörige

Chart aus der Angehörigengruppe

Nach dem Mittagessen, das man vergessen konnte, sind wir noch auf die Räder gestiegen und sind eine kleine Runde von unter 10 Kilometer gefahren. Wir brauchten einen Ausgleich. Zurück im Appartement habe ich mit ihrer Unterstützung auf dem Tisch im Wohnzimmer Stifte, Stempel und Aquarellkarton aufgebaut, damit sie sich während meiner Abwesenheit künstlerisch betätigen könnte.

Mein Ziel war die Angehörigengruppe „Musiktherapie – Tipps für zu Hause“. Es war spannend und anstrengend dem fast einstündigen Vortrag zu folgen. Beim besten Willen, das waren für mich zu viele Informationen.

Als Quintessenz nehme ich mit, dass Musik bis zum Ende eine Rolle bei Menschen mit einer Demenz spielt. Musik hören, Singen und das selber machen zu unterstützen und mit dabei zu sein, ist wertvoll. Dass Entspannung mit Musik funktioniert, kenne ich von mir selbst.

„Behandle die Fehler der anderen mit der gleichen Milde, wie deine eigenen.“ Schock am Nachmittag. Praxistest.

Ich bin zur Angehörigengruppe gegangen, komme zurück und meine Partnerin ist nicht im Appartement. Ihre Jacke ist weg, ihr Mobiltelefon liegt auf dem Tisch, die zuvor ausgepackten Malutensilien liegen unberührt auf dem Tisch. Panik. Was ist los? Wo ist sie hin? Sie hat keinen Schlüssel. Sie kann sich hier nicht orientieren.

„Wo ist“ gestartet und ihre Watch geordnet. „Ton abspielen“ gedrückt. Sie muss sich auf dem Gelände befinden, wurde mir auf meinem iPhone angezeigt.

Weder ein Zettel mit der Information, dass meine Frau ein Angebot wahrnimmt noch ein kurzer Blick auf den Plan um zu sehen wo ich bin und mich zu informieren, das geht nicht. Der Schreck und die Anspannung, die ausgelöst wurde, steckten mir in den Knochen. Meine Augen waren feucht. Die Musik von Keith Jarrett half mir runter zu kommen und mich wieder zu erden.

Cover von Beyond the Missouri Sky

Mit der Mitarbeiterin habe ich später noch geredet und ihr zugesichert, dass ich nicht nachtragend sei und für mich die Verantwortung für diese Situation bei der Therapeutin lag. Kurze Zeit später rief die Therapeutin an, entschuldigte sich und bestätigte, dass sie die Verantwortung für die entstandene Situation trägt.

Dumm gelaufen. Ich gehe davon aus, dass das sich nicht wiederholt.

Die zweite Stunde der Angehörigengruppe „Musiktherapie – Tipps für zum Hause“ habe ich nur zur Hälfte mitbekommen. Die Rückmeldung der Musiktherapeutin zu meiner Frau in den Musikangeboten haben mir Anregungen gegeben.

Dank einer anderen Angehörigen hatte ich am Vormittag mit einem Mitglied im „Chor für Menschen mit Demenz“ in Köln Kontakt aufnehmen können. Der Chor existiert weiterhin. Anfang des Jahres werde ich die Termine für 2024 erhalten und gemeinsam mit meiner Frau nach Köln reisen, um zu singen.

Tag 22 im ATZ | 15. November 2023

„Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das, was uns fehlt.“ Arthur Schopenhauer

Sehr spannend begann der therapeutische Teil des Tages. „Dialogmalen“ stand im Plan. Alle vier Paare hatten vor sich einen weißen Malkarton, Pinsel, Aquarellfarben und Wassergläser. Sehr einfach die Aufgabe: gemeinsam ein Bild malen. Wie geht das? Es gab zwischen uns keine Diskussion darüber, was wir denn malen wollten. Ich fing an und meine Frau stieg ein. „Das lief wie Hand in Hand“, so meine Partnerin. Ja, das beschreibt unser gestalterisches Handeln sehr gut. Immer wieder kurze Gespräche über die Farbauswahl, die Pinsel, die Verläufe der Farben… und am Ende der Stunde hatten wir ein gemeinsames Bild gestaltet.

Arbeitsplatz mit Bild des im Dialog malen

Dialogmalen

Während meine Partnerin in „Bewegung“ unterwegs war, saß ich mit den drei anderen Angehörigen und der Kunsttherapeutin zusammen und wir tauschten uns aus. Spannend, die Rückmeldungen zum eigenen Bild zu hören.

„Spielen“ war nachmittags ihr therapeutisches Angebot. Das vorgestellte Spiel besitzen wir, doch liegt es seit Jahren bei uns im Keller. Sie hat mich gebeten, es hoch zu holen. Dem Wunsch werde ich zu Hauses entsprechen, erweitert es doch unsere Optionen. Scrabble ist das Spiel Nr. 1 bei ihr. Sowohl auf dem iPad gegen den Prozessor, wie auf dem großen Spielbrett gegen ihre Freundin oder mich. Bewundernswert.

Ich für meinen Teil bin dankbar für die Verlängerung der Reha. Dass, was mir jetzt als Angehöriger angeboten wird, fehlte mir in den ersten drei Wochen unseres Aufenthaltes. Für mich sind die Angebote ein großer Gewinn.

Heute: „Alltagsbewältigung“. Der Austausch und vor allem der Input der Therapeutin und die zum Schluss ausgeteilten Handouts, waren zum einen eine Bereicherung, zum anderen füllen sie meine ToDoListe. Mittlerweile ist meine Kladde mit Papier sehr dick. Ich gehe davon aus, dass das was jetzt zum Verarbeiten zu viel ist, später hilfreich sein kann. Ich werde in den kommenden Tagen meine Liste schreiben müssen. Es ist mir unverständlich, dass der Träger des ATZ für diesen Teil seines Engagements keine Entlohnung bekommt. Noch habe ich nicht die Anfrage abgeschickt, ob es mir erlaubt ist, bei Angabe der Quelle und des Copyrights, Handouts zum Download zur Verfügung zu stellen.

Beim Abendessen gab es unter den Patienten und Angehörigen Unmut über die Verpflegung. Ich teile die Kritik. Doch kann ich nicht die Adressaten der Kritik teilen. Die Mitarbeiterinnen im Service sind ausführende und nicht entscheidungsbefugte Personen. Sie sind nicht die Adressaten. Sie darauf anzusprechen und indirekt dafür verantwortlich zu machen, halte ich für völlig falsch. Es demotiviert und verunsichert doch die, die uns täglich mit ihrem Service unterstützen.

Tag 21 im ATZ | 14. November 2023

“Eine Freude vertreibt 100 Sorgen” aus Japan

Der Tag beginnt vielversprechend. Auf meine Partnerin freuen sich die Therapeutinnen in der „Teestunde“ und beim „Singen“. Nach dem Singen überraschte mich meine Frau mit ihrer Aussage: „Ich sing doch gerne. Kann ich doch immer. Und dann noch mit meiner Lieblingstherapeutin.“ Das was sie in dem Moment sagt, deckt sich mit der Rückmeldung aus dem Zwischengespräch. Wenn ich das nicht mit nach Hause nehmen würde, wäre ich blöd. In unserer Umgebung wird es wohl einen Chor geben, wo Menschen mit einer Demenz mitsingen können. War da nicht mal was mit Annette Friers in Köln?

Die Angehörigengruppe stand heute Vormittag für „Kunsttherapie“. Die Therapeutin hatte für uns große Blätter mit einem aufgezeichneten Kreis vorbereitet. In der Mitte des Tisches lagen zahlreiche Magazine. Scheren und Klebstoff stand bereit. Den Anwesenden wurde als Impuls das Stichwort „Ressourcen“ gegeben. Wir waren eingeladen, uns gestalterisch damit auseinanderzusetzen. Fünf Angehörige. Fünf verschiedene Zugänge. Ich habe den weißen Karton zurückgegeben und um ein leichteres Papier gebeten. Kein Problem. Nach einer Phase des Nach-Denkens habe ich, wie so oft bei mir, einfach angefangen und mich langsam an das, was mir auf dem Herzen liegt, herangetastet. Fertig wurde ich nicht. Da werde ich in diesen Tagen noch weiter dran arbeiten.

Ressourcen über die ich verfüge

Unvollendet…

„Trommeln“ als Familienangebot. Immer wieder stellen wir fest, wenn jemand mit Leidenschaft seine Angebote lebt, dann ist es schwer sich der Einladung mitzumachen, zu entziehen. So auch hier. Die Bedeutung der Musik für das Wohlbefinden, wird immer wieder ins Bewusstsein gebracht. Ob Singen, Summen, Trommeln, Hören, alles tut uns gut.

Tag 20 im ATZ | 13. November 2023

„Ein Kind zu lehren, nicht auf eine Raupe zu treten ist ebenso wertvoll für das Kind, wie für die Raupe“. Bradley Miller

Moin. Den Start in den Tag habe ich mir anders vorgestellt. Das ATZ hat nach Rückfrage von der BKK Diakonie die Antwort bekommen, man würde sich „im Laufe des Tages“ melden.
Ich koche innerlich und bin angespannt.

Montag ist Visite. So auch heute. Ich habe die Erfahrung machen müssen, dass das Sprechen über Erkrankungen und Medikamente sehr belastend für meine Partnerin sein kann. So heute. Den nächsten Termin werde ich alleine wahrnehmen.

Blick auf im Grau verschwundene Berge

Nasskaltes Grau verbirgt die Berge.

Das zweite Zwischengespräch. Es fiel mir heute nicht so leicht, offen für das zu sein, was mir als Feedback aus den therapeutischen Angeboten gegeben wurde. Es mag an der angespannten Situation gelegen haben, in der ich mich seit der Visite befand. Der andere Punkt war, dass ich aus dem Gehörten eine ToDoListe im Kopf anfertigte, die ich möglichst hier beginnend, abarbeiten muss. Das war zu viel.
Meine Bezugstherapeutin sagte mir im Zwischengespräch, dass die BKK Diakonie für morgen(!) das Ergebnis der Prüfung durch den MDK angekündigt habe. Man wolle das Verfahren beschleunigen. Ahhhhhhhh

Um 14:30 Uhr kam der Anruf der BKK Diakonie. Der Verlängerung sei bis zum 22. November zugestimmt worden. Auf meine Nachfrage, warum dies erst heute am Montag erfolgt sei, wurde mit Unverständnis reagiert. Auf meine Frage, ob denn Verlängerungsanträge eine Besonderheit darstellen würden, wurde indirekt geantwortet. Der MDK sei nicht nur für Reha Maßnahmen, sondern für viele weitere Bereiche zuständig. Nach Posteingang würde beim MDK geprüft und reagiert. Schließlich sei der Antrag ja erst am 9. November eingegangen. Man erachte dies als einen angemessenen Bearbeitungszeitraum.

Musik tut gut, entspannt. In unserem Fall „Beyond the Missouri Sky“ von Pat Metheny und Charlie Haden. Was braucht es mehr als eine akustische Gitarre und einen Kontrabass?

„Demenzen-Formen Symptome, Therapie“ war das heutige Angebot für die Angehörigen überschrieben. Leider war es mir nur vergönnt, den ersten Teil mitzubekommen.

Nachdenklich hat mich die Beschreibung der genetischen Risiken und anderer Risikofaktoren gestimmt. Von den 10 häufigsten Risikofaktoren trifft keiner auf meine Frau, die jung erkrankte, zu. Ich stelle mir heute die Frage, ob es nicht doch sinnvoll gewesen wäre im Rahmen der Diagnostik eine genetische Untersuchung gemacht zu haben.

Heute war nicht mein Tag.

Tag 18 / 19 im ATZ | 11. / 12. November 2023

Das dritte Wochenende

Thiersee in Tirol
Thiersee (Tirol)

Der Samstag gehörte den Bergen. Dank der Empfehlung eines ortskundigen Paares entdeckten wir den Thiersee. Der See und das Passionsspielhaus waren einmal gefragte Drehorte für Spielfilme.

Das Zillertal mit der grandiosen Aussicht auf Dreitausender zog uns an. Phantastischer Blick für einen Rheinländer. Unser Weg nach Kufstein sollte über die Zillertaler Höhenstraße führen. Doch an der Mautstation in der Nähe des Gasthauses Mösl war Schluss. Schlagbaum gesenkt. Niemand da, um aufzuschließen. Umkehren und wieder zurück.Das Zillertal mit der grandiosen Aussicht auf Dreitausender zog uns an. Phantastischer Blick für einen Rheinländer. Unser Weg nach Kufstein sollte über die Zillertaler Höhenstraße führen. Doch an der Mautstation in der Nähe des Gasthauses Mösl war Schluss. Schlagbaum gesenkt. Niemand da, um aufzuschließen. Umkehren und wieder zurück.

Bergpanorama betrachtet aus dem Zillertal

Imposante Berge

Blick über den Inn auf die Festung Kufstein

Kufstein. Festung und Blick auf den Inn

Sonntag. Ein Tag mit mehr oder weniger langen Spaziergängen. Heute Nachmittag hatten wir dann eine Begegnung der besonderen Art.

Wir sind auf dem Weg in die Stadt. Eine ältere Dame mit Hut, geschminkt, mit zwei Walking-Stöcke ausgestattet, ist auf der anderen Straßenseite unterwegs. Sie ist vielleicht 1,50 Meter groß. Wir wechseln die Straßenseite. Sie spricht zu uns: „Früher bin ich auch so schnell wie sie über die Straße gegangen“ und lächelte uns an. „Jetzt mit 99 bin ich schon langsamer.“ Mein erstauntes Gesicht hätte ich gerne gesehen. Sie sprach mit einer feste Stimme. Als sie dann nach der kurzen Konversation festen (!) Schrittes losgehen wollte, wünschte ich ihr alles Gute und das sie ihren 100 Geburtstag erleben möge. Sie wehrt ab. So sicher sei das nicht mit der 100 und marschierte davon. Staunend und bewundernd schauten wir ihr hinterher. Ich hätte meinem Impuls folgen und sie um ein gemeinsames Foto bitten sollen.

Meine innere Spannung, wie denn nun die Krankenkasse entscheiden wird oder wie sie denn entschieden hat, kann ich nicht ignorieren. Es macht mich wütend, wie das Verfahren sich in die Länge zieht.


Tag 17 im ATZ | 10. November 2023

„Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.“

Wie erwartet, die BKK ist nicht in der Lage oder Willens zum Wochenende die Bewilligung der Verlängerung zuzustellen. Weder in meiner App, noch hier im ATZ, ist eine Reaktion der Krankenkasse eingegangen. Dass das ATZ mit uns plant, freuet mich. Auf dem Plan für Montag ist ein weiteres „Zwischengespräch“ und nicht ein „Abschlussgespräch“ eingetragen.

Mit „Aktiv mit Wii“ startet meine Frau in den Tag. Oh, sie war sehr skeptisch. Die von mir gelieferte Erklärung, hätte ich mir sparen können. Sie kamen nicht an. Ihr Vorbehalt wurde erst durch einen Vorschlag von ihr aufgelöst, dem ich folgte. Danach war es ihr möglich, das therapeutische Angebot wahrzunehmen.
Im Anschluss wurde für uns als Familie „Gymnastik“ angeboten. Eine gute Erfahrung, dies gemeinsam zu erleben.

Mit einem wachen Blick und offenen Ohren versuche ich wahrzunehmen, wie die Therapeuten:innen mit den Patienten umgehen. Das gelingt nur bedingt, bin ich doch Adressat des Angebotes und nicht stiller Beobachter.

Heute Mittag gab es das zweite Lob für das Mittagessen. Das Fischgericht war laut meiner Frau, richtig lecker. Der Fisch sehr gut. Die Kostprobe, die ich nehmen durfte, war gut. Über mein vegetarisches Pasta-Gericht schweige ich.

Meine Partnerin wird als Vegetarierin geführt. Dass sie Fisch isst, darf nicht sein, denn es ist nicht möglich, weil im System nicht abzubilden. Entweder oder. Dank des kreativen Einsatzes des Küchenpersonals im ATZ wird eine Lösung gefunden. Ich bin den Frauen sehr dankbar.

„Damals“ war das letzte therapeutische Angebot dieser Woche überschrieben. Für meine Muskulatur teilte mir mit, dass die Einheit im Fitnessraum im Hier und Jetzt stattfand.


Tag 16 im ATZ | 9. November 2023

„Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. Joachim Ringelnatz

„Symptome der Demenz verstehen“, so der Titel einer Doppelstunde der Angehörigengruppe. 11 Angehörige waren anwesend und gestalteten gemeinsam mit der Psychologin diesen Vormittag.
Die Angehörige bringen ihre Erfahrungen ein und sie ordnet ein und erklärt was geschieht. Alles sehr verständlich erklärt und weit weg von Patentrezepten. Sie lenkt den Blick darauf, genau hinzuschauen um zu verstehen, was gerade los ist.

Charts aus der Angehörigengruppe

Ihr Handout, was ich nicht veröffentliche, ist kurz und prägnant. Geeignet, um es sich auch später wieder zu vergegenwärtigen.

Ich werde im ATZ nachfragen, ob die mir ausgehändigten Handouts im Block – unter Angabe der Urheberschaft – angeboten

Bis heute morgen dachte ich, dass bis zu 21 Paare im ATZ sein könnten. Tatsächlich können nur 17 Paare gleichzeitig teilnehmen.

Bei meiner Frau standen heute „Mandala“, „Hören und Erinnern“ sowie „Evergreens hören“ auf dem Therapieplan. Dass sie Lust hat, sich künstlerisch zu betätigen, weiß ich. Mandala ausmalen, das hat ihr gefallen. Ihre noch nicht vollendete Arbeit hat sie mit ins Appartement genommen.

Mit, „das war übrigens schön. Wir haben Lieder gesungen. Das hat Spaß gemacht.“ begrüßte sie mich beim Abholen aus dem Angebot „Evergreens hören“. Dabei war der Start nicht einfach für sie. Mit dem Titel konnte sie nichts anfangen. Kann sie etwas nicht einschätzen, dann lässt sie es lieber sein. Wie ich heute gelernt habe, ist dies ein zu erwartendes Verhalten von Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind.

Ich beobachte, dass es meiner Partnerin ein Anliegen ist, dass ich ihr beim Abschied versichere, dass ich sie wieder dort abholen werde. Das ist mir heute einmal nicht perfekt gelungen. Ich kam zu spät aus der Angehörigengruppe und sie war erbost darüber nicht abgeholt worden zu sein.

Heute Mittag in Bad Aibli

Die Abende werden von den Paaren weitgehend alleine gestaltet. Eine „Aufforderung“ wurde auf dem Therapieplan vermerkt, sich doch an einem Abend selbständig in einem als Aufenthaltsraum deklarierten Therapieraum zum gemütlichen Miteinander zu treffen. Keine Ahnung, ob es dieses Treffen gab. Wir waren nicht dort.


Tag 15 im ATZ | 8. November 2023

„Das Schönste, was es in der Welt gibt, ist ein leuchtendes Gesicht.“ Albert Einstein

Ein neuer Tag. Nichts von der Traurigkeit des gestrigen Tages, ist geblieben.
Heute früh standen die therapeutischen Angebote für uns im Zeichen der Familie. „Singen“ den Tag beginnen, ist schon schön. Ich hätte es mir nicht vorstellen können, sangen wir doch ausschließlich Volkslieder vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert. Die Stunde war eine Werbung für das selbständige Singen. Angereichert für uns mit Informationen zur gesundheitlichen Bedeutung des Singens. Am Schluss sagte ich, dass ich einen Ohrwurm hätte „Für mich soll’s rote Rosen regnen.“ „Wie schön war dass denn“, befand meine Partnerin.

In der sich anschließenden „Fotositzung“ stellte meine Frau aus drei Fotoalben einen Ausschnitt ihres Lebens vor.

Fotoalben voller Lebensgeschichten

Mich faszinieren und berühren die Geschichten, denen ich lausche. Über 20 Jahre ihres Lebens kenne ich nur aus ihren Erzählungen unterstützt mit Fotomaterial in Schwarzweiß und Farbe. Immerhin hat sie es. Ein großes Dankeschön an die Frau, die dies alles dokumentierte und kommentierte.

Heute war eine Mittagspause angezeigt. Ein Nickerchen von 1,5 Stunden war erholsam. Ich konnte im Fitnessraum mich bewegen.
Die anschließende kurze Radtour zum Einkaufen unseres individuellen Ergänzungsbedarfes für das Essen, lockerte ein wenig die Muskeln. DiBedarfes

„Bewegung“, das ist ein wichtiger Baustein im Alltag. Das Angebot macht Spaß. Spaß, weil die Therapeutin mit Humor und einem sehr guten Gespür für die Teilnehmenden unterwegs ist.
Dem schönen Wetter geschuldet, war eine kleine Runde von knapp 4 Kilometer. Traumhaft dieser Ausblick auf die Alpen.


Tag 14 im ATZ | 7. November 2023

„Wo sich eine Türe schließt, öffnet sich eine andere.“ Molière

Der Tag heute ist mit den vorangegangenen Tage nicht vergleichbar. Mental und körperlich war meine Partnerin heute nicht in der Lage, ein therapeutisches Angebot wahrzunehmen. Weder die Teilnahme an „Bewegung“, „Erinnerungsarbeit“, „Vertellekes“ noch „Trommeln“ waren möglich.

Am späten Nachmittag entspannte sich die Situation bei uns. Zu meiner Freude war es sogar möglich, gemeinsam mit der Gruppe zu Abend zu essen.

Beim Treffen mit den Angehörigen wurde nach Erfahrungen mit Trackern gefragt. Wir nutzen seit längerem die Chips von Chipolo. Sowohl die Haustürschlüssel, wie auch die Geldbörse sind damit ausgestattet. Ich kann nur die Version für das iOS sprechen. Die Chips, die über „Wo ist?“ als Objekte eingebunden sind, zeigen zuverlässig den Standort an. Sobald man ohne Schlüssel oder Geldbörse unterwegs ist, wird man darüber informiert. Ein Klick auf „Ton abspielen“ und der Chip gibt einen hörbaren Klingelton von sich. Eine Android Version der Chips sind verfügbar.

Schlüsselbund mit EUROSCHLÜSSEL sowie Chip

Ich schätze es, einen Ergometer zur freien Verfügung zu haben. Es ist schon toll, sich für eine halbe Stunde . Leider ist es für zu Hauses zu kostspielig. Der erforderliche Raum steht auch nicht zur Verfügung.

Mir geht durch den Kopf, dass wir in unserer Wohnung über einen Ort für künstlerisches Arbeiten nachdenken werden. Hier erlebe ich, dass sie Lust und Ideen hat, sich künstlerisch zu betätigen. Fördern, ist mein Impuls.


Tag 13 im ATZ | 6. November 2023

„Beende den Tag immer mit positiven Gedanken, denn egal wie schwer die Dinge auch waren. Morgen ist ein neuer Tag.“

Die Ärztin ist erkrankt. Keine Visite, wird uns beim Frühstück mitgeteilt. Zudem hat sich eine Therapeutin krank gemeldet. Kein Ersatz. Dafür das Angebot, sich einem anderen Kurs anzuschließen.
„Sprichwörter“ und „Aquarell“ sind die Vormittagsangebote für meine Frau. „Aquarell“, das ist mein Ding, so meine Frau.

Aquarell vom 6.11.20

Parallel zu den beiden therapeutischen Angeboten hatte ich die „Sozialpädagogische Beratung“ für 25 Minuten und später das Zwischengespräch“.

Die Beratung hat kurz die Bereiche gestreift, die zu regeln angezeigt sind: Vorsorgevollmacht, Banken, Pflegegrad, Schwerbehindertenausweis, Unterstützungssysteme… Eine Liste mit Kontaktdaten in Wohnortnähe, eine Zusammenstellung aus dem Angebotsfinder Unterstützung im Alltag sowie ein Ausdruck vom „Wegweiser für Menschen mit Demenz“ ergänzten die Beratung.

Im Zwischengespräch wurden mir Feedbacks der Therapeuten:innen zur Kenntnis gebracht. Ich habe mit Interesse gehört, wie meine Partnerin in den Therapieangeboten wahrgenommen wurde, wie sie sich verhalten hat und was für Annahmen daraus getätigt wurden.
Meine Frage, ob eine Verlängerung der Rehaes therapeutisch sinnvoll sei, wurde positiv beantwortet.

Premiere beim Mittagessen. Meine Frau sagte über ihr Essen, Gemüseburger, Petersieliensoße mit Mangeold in Rahm: „Das war richtig lecker“.

Bei traumhaftem Sonnenschein sind wir nach dem Mittagessen mit den Rädern zum Fahrradladen – Wartung unserer Räder. Zurück sind wir die vier Kilometer gelaufen. Ohne Vorankündigung sagte meine Frau: „Ich werde das hier schon mit einem wehmütigen Auge verlassen.“ Wow.
Kurz darauf: „Den Tag gestern fand ich total schön.“ Irritiert sagte ich, dass es mich freut. Mein Empfinden gestern, war ein anderes. Egal. Toll.

Heute Nachmittag standen „Gymnastik“ und „Zauberharfe“ im Therapieplan. Vier Angebote sind zu viel. In den kommenden Tagen werden nur noch drei Angebote im Therapieplan stehen. Ein Angebot wurde nicht wahrgenommen. Es war ihr zu viel. Eine Pause war nötig.

Beim Mittagessen wurde ein Zettel verteilt. Eine andere Ärztin übernahm die Visite. Per Telefon alle Angehörigen kontaktiert. In meinem Gespräch erfuhr ich, dass das ärztliche Gutachten zur Verlängerung der Maßnahme geschrieben und mit dem therapeutischen zusammen an die Krankenkasse zur Bewilligung vorgelegt wird. Man sei einmütig zur Erkenntnis gekommen, Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionszeit der BKK Diakonie. Gibt es Widerstand und eine Ablehnung oder besinnt man sich eines Besseren und stimmt dem zu, was hier vor Ort für sinnvoll erachtet wird?

Für die Angehörigen wurde eine Doppelstunde zum Thema „Umgang mit Ärger“ angeboten. So viele Angehörige in einem Raum habe ich erstmals erlebt.

Flipchart „Umgang mit Ärger“

Dass, was zusammengetragen wurde und welche Erfahrungen im Umgang mit dem Stress vorhanden sind, war beeindruckend. Schade, dass es bislang der erste angeleitete Austausch für die Angehörigen war. Mir ist bewusst, dass das ATZ keinerlei Vergütung für die Einbeziehung und Beratung von Angehörigen erhält. Die Kurzsichtigkeit oder Ignoranz der Krankenkassen ist erschreckend.


Tag 11 / 12 im ATZ | 4. / 5. November 2023
Das zweite Wochenende

Zum Abschluss der Woche hätte ich mir gewünscht zu erfahren, ob die Verlängerung intern befürwortet und der entsprechende Antrag bei der Krankenkasse gestellt wurde. Dann warten wir ab, was der Montag bringt.

Fraueninsel Chiemsee

Für Samstag haben wir uns den Chiemsee mit der Fraueninsel und der Herreninsel als Ausflugsziel ausgesucht. Organisiert wie ich bin habe ich kurzfristig mich für eine andere Jacke entschieden. Nur blöd, dass ich vergaß mein Portemonnaie mitzunehmen. Das verursachte zuerst Stress, der sich als unbegründet erwies. Denn die Tickets zur Fahrt von Prien auf die Frauen- und die Herreninsel waren für uns kostenfrei. Meine Partnerin hat eine Wertmarke und kann bundesweit kostenfrei den Nahverkehr nutzen. Als ihr Partner wurde ich ebenfalls kostenlos mitgenommen.

Bei traumhaften Wetter war es ein Genuss die kleine Fraueninsel zu umrunden und dann noch etwas zwischen Häusern zu laufen. Viele Fotomotive warteten auf uns. In der ersten Stunde war es besonders, denn kaum jemand war hier mit uns zusammen ausgestiegen. Eine Stunde später kam ein großer Schwung an Touristen. Nach drei Stunden sind wir zur Herreninsel weitergezogen.

Vor dem Schloss Herrenchiemsee

Eine gänzlich andere Insel. Das Schloss und die Wirtschaftsgebäude sind die einzige Bebauung der Insel. Herbstlicher Wald dominiert. Sehr schön. Fast sechs Kilometer sind wir auf der Insel gelaufen, haben von den Ufern aus die Panoramen bewundert.

Panoramablick von „Pauls Ruh“ auf Herrenchiemsee

Sonntag. Wir besuchen Salzburg, gut eine Stunde von Bad Aibling entfernt.

Mozart Steg über die Salzach mit Blick auf die Festung Hohensalzburg

Hoch zur Festung bieten sich zahlreiche Fotomotive und Perspektiven auf die Altstadt. Auf einen Besuch in der Festung verzichteten wir. Statt dessen schauten wir rüber zu den schneebedeckten Bergen und genossen den Ausblick..

Blick vom Oskar-Kokoschka-Weg hinüber zu den Bergen

Zwei Tipps: Ich nutze auf meinem iPhone die App „Toilet Finder“, um mir die Suche nach einer Toilette zu erleichtern. So auch in Salzburg. Die App gibt es ebenso für Android. Aufgefallen ist mir, dass es in der Salzburger Altstadt so gut wie keine frei zugänglichen Toiletten gibt. Alle Angebote sind an Öffnungszeiten gebunden.

Die zweite Empfehlung ist der Euroschlüssel. Der CBF Darmstadt hat es geschafft, den Euroschlüssel für behindertengerechte sanitären Anmlagenb zu etablieren. Auf der Webseite wird erklärt, wer anspruchsberechtigt ist.

Diesen Ausflug habe ich als sehr stressig und anstrengend für meine Partnerin empfunden. Abends saß ich da und dachte, dass es keine gute Idee war.


Tag 10 im ATZ | 3. November 2023

„Die Hoffnung ist der Regenbogen vor dem herabstürzenden Bach des Lebens.“

„Qi Gong“ stand heute früh als Familienangebot auf dem Programm. Unsere erste Erfahrung mit Qi Gong. Alles, was mit Atemübungen einher geht, interessiert mich. Ich war sehr präsent. Der Entspannungsübung zu folgen, fiel mir schwer.

Interessant fand ich heute zu erleben, wie die Therapeutin mit einem Patienten klar kommt, der sich nicht auf die Übungen einlassen konnte. Ganz ruhig blieb sie und klar in ihren Ansagen. Sie hat nichts von dem, was er sagte, korrigiert, eher ihn bestätigt. Ihrem Angebot, sich auf einen Stuhl zu setzen, ist er gefolgt.

Für den Nachmittag standen „Kallidrom“ und „Gymnastik“ auf dem Programm meiner Frau. Zum ersten Angebot kamen nur sehr wenige Menschen. Es hat ihr gefallen, diese Spiel. Doch danach verweigerte sie sich dem zweiten Angebot. Es war für sie zu wenig Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Termin.

Bild im Flur des ATZ

Heute war, wenn der Verlängerung nicht zugestimmt wird, Halbzeit im ATZ. Für mich kann ich noch nicht behaupten, dass sich Änderungen abzeichnen. Mag sein, dass das noch kommt. Ich sehe mich momentan sehr auf die Rolle des Begleiters fokussiert.

Meine Frau hat einige sehr gute Erfahrungen mit ihr unbekannten Angeboten gemacht. Es ist an mir, diese mitzunehmen und zu Hause nach Umsetzungsmöglichkeiten zu schauen. Zu den guten Erfahrungen gehört, dass sie in ihr fremden Gruppen ihren Platz finden kann.
Es wird spannend sein, wie viel von dem was hier passiert, zu Hause noch zugänglich sein wird..

Bereits zum zweiten Mal waren wir im Kino in Bad Aibling: „Die einfachen Dinge“.

Das zweite Wochenende begann um 16:15 Uhr. Kein Programm an den kommenden beiden Tagen. Für die beiden Mittagessen am Samstag und Sonntag haben wir uns abgemeldet. An beiden Tagen werden wir unterwegs sein. Den Chiemsee und die Alpen werden wir besuchen.


Tag 9 im ATZ | 2. November 2023

„Bohre den Brunnen, ehe Du Durst hast.“ (chinesisches Sprichwort)

Heute Vormittag ist meine Frau eingeladen zum „Nordic Walking“ und im Anschluss zu „Klangschalen“. Die Walking Runde war etwas früher zu Ende. Der Kursleiter brachte meine Partnerin zurück zu unserem Appartement. Auf dem Weg vom Angebot „Klangschalen“ zurück sprach ich mit einer Angehörigen. Wir tauschten uns über unsere alltäglichen Erfahrungen aus. Ich kann nicht verhehlen, dass mich das nicht unberührt lässt. Mir begegnen hier sehr unterschiedliche Menschen, mit den unterschiedlichsten Ausprägungen dieser scheiß Erkrankung. In all den wenigen Gesprächen, die ich mit anderen Angehörigen hatte, kam es irgendwann immer dazu, dass wir uns darüber austauschten, wie es ist, den Partner, die Partnerin zu verlieren. Ein Thema für alle, die hier mit ihren Partner:innen sind.

Rückmeldung aus dem Angebot „Klangschalen“: „Ich hab einfach die Augen zugemacht. Es war schön.“

Verpflegung Nachtrag
Es gibt eigentlich niemanden hier, der nicht etwas an Verpflegung hinzukauft. Sei es, weil die Vielfalt des Angebotes sehr eingeschränkt ist, sei es, weil wie bei uns, bestimmte Produkte zum Essen dazu gehören. Im Speiseraum steht hierfür ein separater Kühlschrank für die Patienten bereit. Viele bringen ihre Ergänzungen zum Essen mit.

Enkaustik – Karten, meiner Partnerin

Am Nachmittag wurde „Enkaustik“ angeboten, eine mir / uns unbekannte Maltechnik. Dass, was meine Partnerin geschaffen hat, finde ich toll.

Die Abendgestaltung nach dem Abendessen, ist allen Paaren selbst überlassen.


Tag 8 im ATZ | 1. November 2023 Allerheiligen – Feiertag in Bayern

In der Stube des Landcafés in Högling

Feiertag. Das ATZ hat, bis auf die Küche, geschlossen.
Wir haben uns entschieden das gute Wetter zu nutzen und eine Radtour zu machen. Am Ende waren es 50 Kilometer. Das Foto oben, habe ich im Landcafé in Högling gemacht.
Draußen umschließt ein Friedhof die Kirche, strömten sehr viele Menschen allen Alters zusammen, um Allerseelen / Allerheiligen an den Gräbern ihrer Angehörigen zu begehen. Ein verbindendes Ritual.

Heute Morgen haben wir erstmals die Messergebnisse eines Withings sleep analyser in der App auf unserem Mobiltelefon gesehen. Beeindruckend detailliert, wird der Schlaf protokolliert. Im Rahmen der Reha werden bei meiner Partnerin die Messungen durchgeführt. Leider nicht für mich. Ich bin nur der Angehörige und im „Hotel“ untergebracht.

Aufgefallen ist mir erneut, wie aufmerksam die Mitarbeiterinnen in der Küche registrieren, wer alles zum Essen kommt und wer nicht. Sie fragen nach, bieten Unterstützung an.


Tag 7 im ATZ | 31. Oktober 2023

“Je älter wir werden, desto dünner werden unsere Wunschzettel, denn die Dinge, die wir wünschen, kann man nicht kaufen.”

„Gestaltung“ und „Morgenrunde“ standen heute früh auf dem Programm meiner Frau. Mit einem Lächeln traf ich sie nach den Angeboten an. „Ich fand‘s schön… sehr nett.“ waren ihre ersten Worte an mich. Sie hakte sich unter und war guter Dinger.

Meine Doppeltstunde „Angehörigengruppe“ war voll gestopft mit Informationen zu

* Funktion und Berechnung der fünf Pflegegrade
* Informationen zur Pflegebegutachtung durch den MDK
* Leistungen der Pflegekasse
* Schwerbehindetenausweis

Zu viel Input für die vorhandene Zeit. Zwischenfragen konnten kaum gestellt werden. Das Tempo war zu hoch. Insgesamt zu viel Hektik im Bemühen auch die letzte Information an die Frau / den Mann zu bringen. Der Hinweis auf eine individuelle Beratung – 25 Minuten sind geplant – konnte mich nicht zufrieden stellen. Ebensowenig der Hinweis auf den VdK. Vieles ist bei uns bereits geregelt, der Pflegegrad und der Schwerbehindertenausweis begleiten uns seit Jahren.
Die Fülle an Informationen generiert dennoch Fragen, die nicht gestellt werden konnten. Was mir fehlt, vielleicht kommt es noch, ist die Chance das Gehörte mit meiner Wirklichkeit zu verbinden. Ich bin sehr gespannt, wann und wie das wird.

Bei unserem Spaziergang nach dem Nachmittagsangebot „Erinnerungsarbeit“ habe ich meine Partnerin als sehr entspannt wahrgenommen. Ihr gefällt es, wie der „Mann“ das macht. Sie fragte mich, wie viele Angebote sie denn schon gemacht hätte. 7 oder 8 war meine Antwort. „Manchmal wäre ich gerne länger geblieben“, ihre Reaktion. Es macht Spaß. Was will ich mehr? Mich erleichtern ihre fröhlichen Augen und ihre Gelassenheit.

Schwarzfischerallee in Harthausen

Mittags kam eine Mitarbeiterin der Schön-Klinik uns hat für meine Frau den Withings sleep analyser installiert. Eine Matte mit Sensoren wird unter die Matratze gelegt. Die Matte wird mit einer App im Handy gekoppelt. Am Morgen danach, kann man detailliert das Schlafprotokoll auf dem Handy lesen. Ich bin gespannt. Einige Tage lang wird der Schlaf aufgezeichnet und im Anschluss die Protokolle ausgewertet.


Tag 6 im ATZ | 30. Oktober 2023

„Momente vergehen, doch Erinnerungen bleiben für immer.“

Heute habe ich unsere Bezugstherapeutin kennengelernt. Sie ist quasi die Fallmanagerin bei der alle Berichte, Informationen und Rückmeldungen der Therapeuten:innen zusammenkommen. Ihre Rolle ist es, die unmittelbare Ansprechpartnerin für mich bzw. uns zu sein. Wobei sie klar darauf hinweisen musste, dass dies nicht für den Bereich des Services gilt. Hier sei man absolut machtlos und für nicht zuständig erklärt worden. Man selbst habe zahlreiche Verbesserungsvorschläge.

Im Mittelpunkt des Gespräches stand die Anamnese meiner Partnerin. Die Herkunftsfamilie, Geschwister, Schulzeit, Ausbildung usw. wurden durch Fragen beleuchtet.

Meiner Bitte folgend erläuterte sie mir das therapeutische Konzept der Einrichtung und ihre Angebote. Das ATZ beschreibt ihr Konzept mit dem Begriff “Selbsterhaltungskonzept”, was mir gut gefällt. Nicht die Defizite geben die Orientierung für die Therapie. Ihr Ansatz ist es, alles zu stärken was weiterhin verfügbar ist. Das Team sehe seine therapeutische Aufgabe darin, herauszufinden, was meiner Partnerin gut tut und Spaß macht. Dies will man stärken. Das sollte dann zu Hause fortgeführt werden. Zu diesem Zweck würden mit als Angehöriger, Handouts, Tools und Kontakte vor Ort zur Verfügung gestellt werden. In einem Zwischenbericht würden mir erste Erkenntnisse in der kommenden Woche zur Verfügung gestellt. Das kommt mir sehr entgegen.

Beispiel eines Therapieplanes

Meinen Wunsch nach einer Verlängerung der Reha auf vier Wochen habe ich vorgetragen. Mir ist es ein Anliegen, möglichst viel mitzunehmen. Ob dies therapeutisch unterstützt werden kann und dann bei der Krankenkasse dies beantragt wird, ist noch vollkommen offen.

Die Bezugstherapeutin fragte mich, ob ich Mitglied im VdK sei, was ich verneinte. Ihre klare Empfehlung sei es, dort Mitglied zu werden. Der VdK sei eine wichtige Adresse in der Unterstützung der Anliegen von Menschen mit einer Demenz. Ihre Rechtsberatung und ihre anwaltliche Vertretung seien sehr gut. Ich werde mich informieren und mich dann entscheiden.

An therapeutischen Angeboten standen für meine Frau “Sprichwörter”, “Gymnastik” und “Ton”, sowie die ärztliche Visite auf dem Tagesplan.

In der Visite wurde die abschließende Umstellung der Medikamente vollzogen. Jetzt nimmt meine Frau Sertralin 50 mg und Rivastigmin 4,6 mg / 24 Stunden.

Das Mittagessen war ein mittlere Katastrophe. Geschmacklos, wenig, lauwarm serviert. Der Konvektomat hat wohl nicht die Fahrt von Frankfurt nach Bad Aibling richtig gearbeitet. Jedes einzelne Essen musste danach in der Mikrowelle erhitzt werden, in die nur ein Teller passt. Geduld war gefordert. Die Maultaschen waren ausgetrocknet. Fürchterlich. Der Nachtisch wurde erst gar nicht angeliefert.

Den Mitarbeiterinnen wird die Aufgabe zugeschustert, sich für etwas zu entschuldigen, was sich ihrem Einfluss vollständig entzieht. Mit Freundlichkeit versuchen sie etwas auszugleichen. Sie sind nicht verantwortlich.

Meine Frau war fröhlich, als ich sie aus dem Angebot rund um Sprichwörter abholte. Nach dem Arbeiten mit Ton, war es nicht anders. In früheren Zeiten hat sie jahrelang einen Töpferkurs besucht. In wenigen Wochen wird wie an jedem Jahr, die von ihr getöpferte Krippe aufgestellt. Das ist mir seit vielen Jahren ein inneres Bedürfnis. Ich werde sie später daran erinnern.
Mittags benötigte sie eine Pause hat hat für anderthalb Stunden geruht. Ein kurzer Hinweis an die Therapeuten genügte. Das ist prima. Ich konnte mich auf ein Ergometer setzen und für 20 Minuten powern. Dabei einen Podcast zu hören, tat zusätzlich gut.

Heute ist mir aufgefallen, dass auf den Tagesplänen immer ein Spruch steht. “Momente vergehen, doch Erinnerungen bleiben für immer.” Stand heute drauf. Nachträglich habe ich für jeden Tag, an dem wir einen Plan bekommen haben, den Spruch des Tages unterhalb des Datums notiert. Eine Art Losung.


Tag 4 und 5 im ATZ | 28. / 29. Oktober 2023
Das erste freie Wochenende in der Reha

Was fängt man an mit zwei freien Tagen.
Das Wetter ist schön. Viel Sonne. Die Entscheidung fiel bereits am Donnerstag: Fahrradtour am Samstag. Am Sonntag in die Berge auf den Wendelstein.

Am Samstag rollten die Räder von Harthausen über Großkarolienfeld und Pfaffenhofen am Inn am Inn entlang nach Rosenheim. Von dort entlang des Mangfall über Kolbermoor und Bad Aibling wieder zum ATZ. 49 Kilometer kamen so zusammen.

Entlang des Flusses Mangfall

Für Sonntag der Ausflug auf den Wendelstein. Ich musste bei unserer Fahrt mit der Zahnradbahn hoch auf den Wendelstein mir vergegenwärtigen, dass dies für Familien ein enorm schönes, doch sehr teures Ausflugsziel ist. Wir zahlten nur 40 € mit Schwerbehindertenausweis für uns zwei.
Der Aufstieg vom Plateau der Bergstation hoch auf den Gipfel erfordert etwas Kondition. 15 bis 20 Minuten sind für die 120 Höhenmeter realistisch. Es lohnt sich, angemessene Kleidung – schließt auch vorausgesetzt. Während es an der Talstation rund 20 Grad und windstill war, bließ der Wind oben sehr böig. Auf dem Plateau und später auf dem Gipfel war es zudem war deutlich kühler.

Ausblick vom Wendelstein

Tag 3 im ATZ | 27. Oktober 2023

“Statt zu erschrecken wenn ein Biene auf dir landet, denke daran, dass sie dich für eine Blume gehalten hat!”

Der erste reguläre Tag.
Neben den therapeutischen Angeboten für die an der Alzheimer Demenz erkrankten, werden gemeinsame Angebote für die Patienten und die sie begleitenden Angehörige unterbreitet.

Der Freitag startete mit einem gemeinsamen Spaziergang. Leichter Regen störte nicht. Eine Therapiehündin, eine Border Collie Hündin, begleitete uns. Die schwächsten bestimmen das Tempo. Das kann sehr herausfordernd sein.

Das Programm meiner Frau pausierte bis um 14 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt beginnt das dritte therapeutische Angebot. Wie am Vortag, ging sie in den “Garten”, um anschließend von 15:15 – 16:15 Uhr zum Angebot “Damals” zu gehen.

Fast zeitgleich mit der vierten Einheit, konnte ich erstmals an einer Gruppe teilnehmen, “Einführungsgruppe”. Alle Angehörige, die in dieser Woche angereist waren, wurden hier zusammengefasst. Uns wurde das therapeutische Konzept des Hauses vorgestellt. Zudem wurde verständlich dargestellt, wo die Leitung des Hauses und die Therapeuten:innen die Chance haben, Einfluss auf das Setting des Hauses zu nehmen. Nur der medizinische und therapeutische Bereich sind noch unmittelbar Teil der Schön Kliniken in Bad Aibling. Küche, Reinigung und Verwaltung sind ausgegliedert und somit nur Dienstleister. Das Essen z. B. wird im rund 460 Kilometer entfernten Frankfurt am Main gekocht.

Unsere freie Zeit nutzten wir für eine kleine Radtour .

Aufzeichnung mit Komoot

Da für meine Frau das Mittagessen nichts war, sind wir spontan nach der Radtour in ein Restaurant zum Abendessen gegangen. Das war eine gute Entscheidung.

Verpflegung

Wer in den Jugendherbergen und Schullandheimen der 1980er / 1990er Jahren zu Gast war, hat in etwa eine Idee vom Standard der Verpflegung und der Gestaltung des Speiseraumes. Einladend ist anders.

Die Verpflegung wird in Frankfurt am Main zubereitet. Das sind nur rund 560 Kilometer, die das Essen zurücklegen muss, um hier im Konvektomaten finalisiert zu werden.

Der Berg an Plastikmüll beim Frühstück und beim Abendessen ist gewaltig. Nachhaltig? Nicht zu erkennen. Da man als Schön-Klinik nachhaltiger sein möchte, bittet man die Patienten Strom zu sparen und Müll zu vermeiden. Gut zu wissen.

Eine merkwürdige Beobachtung ist, dass die zweite Gruppe, zu der wir gehören, das Gefühl hat, dass die erste Gruppe sich über die Maßen am Obst und anderen Speisen bedient. “Wer zu erst kommt, mahlt zu erst”, dieses Sprichwort fällt mir dazu ein. Kann es sein, dass der gefühlte Mangel in Wirklichkeit ein real existierender Mangel ist? Zu wenig Ware für die Bedürfnisse der Patienten:innen / Angehörigen?

Was die Verpflegung betrifft, gibt es andere erprobte Konzepte. Die mögen etwas teurer, doch in jedem Fall gesünder, nachhaltiger und flexibler sein. Anspruch und Wirklichkeit klaffen hier in der Schön-Klinik eklatant auseinander. Dieser Bereich wurde wie andere Dienste aus der Klinik ausgegliedert. Kaufmännisch wird sich das rechnen. Somit hat die Leitung des AZT keinerlei Kompetenz und Einflussmöglichkeit auf das Geschehen.

An den Mitarbeiterinnen im Service hapert es vermutlich nicht. Sie sind umsichtig, freundlich und versuchen zu unterstützen, wo es geht. Schade, dass diesen Mitarbeiterinnen die Hände gebunden werden.


Tag 2 im ATZ | 26. Oktober 2023

“Geduld ist, wenn du wütend sein solltest, dich aber dafür entscheidest, zu verstehen.”

Jetzt gehts los. Auf dem Therapieplan war meine Frau dem Therapieangebot “Garten” und im Anschluss “Bewegung” zugeteilt. Die erste Einheit beginnt um 9:15 Uhr, die folgende mit einer Wechselzeit von 15 Minuten um 10:30 Uhr. Jede Therapiegruppe trifft sich für eine Stunde. Die Angehörigen haben die Aufgabe ihre Partner:in zum Angebot zu bringen und dort wieder abzuholen. Das ist in der zu unterzeichnenden Erklärung zur Aufsichtspflicht geregelt.

Ich hatte mit Widerständen gerechnet, doch die blieben aus. Bringen und dann gehen um später wiederzukommen, um sie abzuholen, funktionierte.

Im Anschluss an die Angebote äußerte sich meine Partnerin sehr zufrieden mit dem Angebot und vor allem mit den anleitenden Personen, den Therapeuten:innen. Die geernteten Tomaten und Paprika aus dem Garten waren köstlich.

Kräuter aus dem Garten
Kräuter aus dem Garten

13 Uhr EKG Termin in der Klinik. Diese Terminsetzung bedeutete, dass es nicht möglich sein würde, das Mittagessen in der Gruppe einzunehmen. Die Mitarbeiterin in der Küche war nach kurzem Überlegen bereit, uns das Essen frühzeitig zu erwärmen und auf ein Tablett zu stellen. So konnten wir im Appartement essen.

Für den Nachmittag war die Chefarzt Visite mit Dr. Müller, angekündigt. Kurzfristig musste sie um eine Viertelstunde verschoben werden. Die Information kam frühzeitig per Telefon.

Zehn Minuten Visite. Neben dem Chefarzt Dr. Müller war die Ärztin, Frau Gauthiernzugegen, die tags zuvor die Eingangsuntersuchung durchgeführt hatte. Er kam recht schnell auf die Medikamente zu sprechen und sprach sich dafür aus, das Escitalopram durch das Sertralin 50 mg zu tauschen. Das neue Medikament werde sich besser mit dem ab kommenden Montag hinzukommende Medikament vertragen. Was macht man als Laie, man stimmt dem zu.

Gegen 16 Uhr waren wir wieder draußen und hatten den Rest des Tages für uns, ohne eine weitere therapeutische Verpflichtung. Wir waren noch in Bad Aibling zum Einkaufen von Obst und Getränken.

Am Kino vorbei kommend entschieden wir uns, abends in Kino zu gehen und den Film WochenendRebellen anzuschauen.
Nach dem Film, eine uneingeschränkte Empfehlung von uns. Schaut euch diesen Film an. Los.

Tag 1 im ATZ | 25. Oktober 2023

Alzheimer Therapiezentrum

Angekommen am AZT. Auto abstellen und den Rest zu Fuß erledigen. Der zugewiesene Parkplatz, ist gut zu finden und wie es sich später herausstellt, in unmittelbarer Nähe zu unserem Appartement gelegen.

Erst einmal verschaffe ich mir einen Überblick, um Sicherheit zu gewinnen. Ein Lageplan, wo sich was befindet, wäre nicht schlecht gewesen. In diesem Komplex, einem ehemaligen Mitarbeitenden-Wohnheim, sind alle Appartements, die Therapieräume, der Speisesaal, der ärztliche Bereich und die Verwaltung untergebracht. Kurze Wege, das ist gut.

Zum Glück strahlte die Sonne, es war herrlich warm und die Bank vor dem Bereich für Verwaltung und Ärzte war schnell abgerieben und getrocknet.

Krankenhaus / Reha-Klinik und unbekannte Wartezeiten, das müssen Geschwister sein, die unlösbar miteinander verbunden sind.
Heute, bei strahlendem und wärmenden Sonnenschein, fällt das Warten nicht schwer, strahlt die Sonne einem doch ins Gesicht. Da stört es eher, dass wir zum ersten Aufnahmegespräch ins Büro gebeten werden.

Eine medizinische Fachkraft begrüßt uns, gibt Informationen auf Papier an mich weiter, der Ablauf für diesen und den kommenden Tag wird kurz erläutert. Viele Informationen, die noch nicht zugeordnet werden, stapeln sich in mir. Dann noch den Blutdruck bei der neuen Patientin messen und später noch den Mini-Mental-Status-Test (MMST) durchführen, dann war es das auch schon. Ich werde gebeten während des Tests, draußen zu warten. In der Sonne fällt das nicht schwer.
Der ärztliche Aufnahmetermin wird für den Nachmittag angekündigt. Uhrzeit, unklar. Wir würden in unserem Appartement angerufen und müssten dann zur Ärztin kommen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch kein Appartement, kannten weder die Lage, noch die Ausstattung und überlegten, wo wir im Zweifelsfall warten würden. Für mein Gefühl zu wenig Klarheit. Ein Ablaufplan oder Laufzettel für die ersten beide Tage, wäre sehr hilfreich.

Ich habe direkt begonnen die Informationen in meinem iPhone als Erinnerungen anzulegen. So sortierten sich die Termine. Etwas Struktur schadet nicht.

Die Sonne schien noch und nach dem Bezug des Appartements und des kleinen Schocks bezüglich der Schlafensituation und des Bades, ging es in die Küche. Zuvor kam ich der Bitte nach, mich in der Küche anzumelden. Dem bin ich gefolgt und so bekamen wir von der freundlichen Mitarbeiterin eine kurze Einweisung.

Doch leider stellte sich heraus, dass üblicherweise „neue Gäste“ am ersten Tag das Essen Nr. 1 serviert bekommen: Kartoffelpüree, Bratwurst, Bratensaft, Sauerkraut mit Speck.

Wie kann das sein, ging mir durch den Kopf. Zweimal, bei der Anmeldung auf dem Patientenbogen und zwei Wochen vor diesem Termin habe ich schriftlich und telefonisch mitgeteilt, dass meine Partnerin vegetarisch und Fisch isst. Die Mitarbeiterin wusste dies alles nicht. Mit Nachdruck und Überzeugungskraft meinerseits und der Bereitschaft zur Improvisation der Mitarbeiterin andererseits, wurde aus dem Gericht Nr. 1, Spaghetti mit einer vegetarischen Bolognese. Das hat meiner Partnerin sehr gut geschmeckt.

Wenn man Tag für Tag in einem kleinen Doppelbett schläft und nun mit zwei Krankenhausbetten, die durch einen Nachttisch getrennt werden, konfrontiert wird, dann ist das eine Herausforderung.
Das Bad ist so klein, dass man zu zweit nur hintereinander und nicht nebeneinander hantieren kann. Eine Assistenz ist nahezu ausgeschlossen. Okay, wenn sich jemand in die Duschtasse stellt, geht es auch nebeneinander. Wir werden damit in der Praxis klarkommen.
Das Wohnzimmer ist großzügig. Es gibt einen Kühlschrank. Doch die Küchenschränke aus alten Tagen, sind ausnahmslos leer.

Unter jedem Datum des Tages steht ein Spruch. Dieser Spruch steht auf dem Plan, der jeden Tag neu erstellt wird. Es gibt keine Wochen-, sondern ausschließlich Tagespläne.

Aufnahmegespräch

Das einstündige ärztliche Aufnahmegespräch war intensiv und gut. Sehr zugewandt und die meiste Zeit sich direkt an meine Frau gewandt, wurde es geführt.

Zu den Herausforderungen für meine Frau gehörte der Teil des Aufnahmegespräches wo ihr Fragen gestellt wurden und mir im Anschluss diese Fragen ebenfalls vorgelegt wurden. Ergänzend wurden mir weitere Fragen gestellt.

Interessant fand ich, dass die verordneten und freien Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel allesamt überprüft und bewertet wurden. Für das Gingium 120 mg bedeutete dies, dass es ab sofort nicht mehr eingenommen wird. Das Fehlen eines Medikamentes, hier Denopezil wurde kritisch hinterfragt. Es gab das Angebot, wenn das EKG unauffällig ist, dass ab der kommenden Woche ein anderes Medikament testweise genommen werden könnte. Dabei handelt es sich um ein Medikament, das als 24-Stunden-Pflaster aufgeklebt wird.

Meine Frau hat später das Aufnahmegespräch insgesamt als in Ordnung empfunden. Ihre Äußerung zur Ärztin: „die war aber sehr nett“ zeugt davon. Dem stimme ich zu.

Zum Abschluss erinnerte uns die Ärztin daran, dass gegen 16:30 Uhr eine Führung durch das ATZ stattfinden würde. Die Teilnahme legte sie uns ans Herz. Ich war erstaunt, dass ein weiterer Termin eingeschoben wurde. Den Ort für das Treffen konnte sie nicht benennen. In meinen gesammelten Unterlagen fand ich keinen Hinweis auf dieses Angebot. Wir waren rechtzeitig draußen vor der Tür. Zwei weitere Paare suchten ebenso den Treffpunkt. Zwei Praktikantinnen und ein Praktikant fanden und führten uns durch das ATZ. Sie erklärten vieles und antworteten recht präzise auf unsere Fragen oder verwiesen zur Klärung auf die Bezugstherapeuten.
In dem Zusammenhang fand ich es gut, dass wir auf eine Liste mit allen Namen der Patienten:innen und ihrem / ihren zuteilten Therapeuten:in hingewiesen wurden.
Wo wir täglich den gegen 17 Uhr veröffentlichten Therapieplan für den kommenden Tag finden sollten, war enorm wichtig. Zum Konzept des Hauses gehört es, dass nach den täglichen Besprechungen dieser Therapieplan individuell erstellt wird. Wie das funktioniert, werden wir in der kommenden Zeit erleben.

Das Abendessen um 18:15 Uhr fiel recht übersichtlich aus. Zum Thema Essen, werde ich noch gesondert schreiben. Vorweg, es ist ein Trauerspiel.


Bad Aibling

Angekommen in Bad Aibling. Die Empfehlung des ATZ war, einen Tag früher anzureisen, um weniger Stress zu Beginn der REHA zu haben. Natürlich gehen die Kosten zu unseren Lasten. Dennoch sind wir dieser Empfehlung gefolgt.
Der Heufelder Hof in Heufeld ist unser Quartier bevor wir morgen früh um 10 Uhr zum Aufnahmegespräch und zum Einzug in das Alzheimer Therapiezentrum wechseln.

Eingang zum Hotel Heufelder Hof

Am Vormittag sind wir durch Bad Aibling gelaufen. So richtig habe ich den Ort noch nicht erfasst.

Berichtenswert ist, dass bei meiner Nachfrage im Gästehaus zur Gästekarte (Kurkarte an anderen Orten) ich erfuhr, dass grundsätzlich die Reha-Kliniken eingeschlossen sind, jedoch nicht die Schön-Kliniken. Das ATZ gehört zu den Schön-Kliniken. Somit stehen uns die Vergünstigungen nicht zur Verfügung. Ich könne allerdings gerne die Gästekarte erwerben. Was ich nicht gemacht habe.


Der unzumutbare Streit

Seit 2017 wissen wir, dass “wir” mit einer Alzheimer Demenz in unser Partnerschaft leben. Im November 2019 wurde der Antrag auf eine stationäre Reha-Maßnahme von der Neurologin klar gemacht. Im Januar 2020 lehnte die Krankenkasse, die BKK-Diakonie, eine stationäre Reha-Maßnahme ab. Begründung: Ein Erfolg sei nicht zu erwarten.

Nachdem der Widerspruch nicht zu einer Bewilligung führte, wurde unsererseits Klage beim zuständigen Sozialgericht eingereicht. Professor Dr. Thomas Klie, Kanzlei HKS, Freiburg, übernahm die Vertretung unserer Interessen.

Im März 2023 wurde der Klage nach nur 29 Schriftwechseln und Begutachtung in der Neurologischen Klinik der Unversitätsmedizin Essen in allen Punkten zu unseren Gunsten entschieden. Die Krankenkasse wurde verpflichtet, die Kosten für die stationäre Reha-Maßnahme im Alzheimer Therapiezentrum (ATZ) der Schön-Klinik in Bad Aibling, für uns beide, zu übernehmen. Sieben Monate später, beginnt am 25. Oktober 2023 die Reha-Maßnahme nach einer Vorlaufzeit von fast vier Jahren. Von ihr werde ich berichten.


Ausgangslage

Früh an Alzheimer zu erkranken, dies in seinen 50er Jahren akzeptieren zu müssen, ist keine Schande, es ist eine Katastrophe. Es ist ein Desaster, ein überdimensionales Problem und stellt alle Beteiligten vor immense Herausforderungen. Seinen Arbeitsplatz aufgeben zu müssen, die Perspektive immer weiter durch die Erkrankung eingeschränkt zu werden, gleicht einem Horrortrip ohne Entkommen. Emotional und auch finanziell ist es eine Katastrophe. Jeder Winkel des eigenen und des gemeinsamen Lebens wird umgekrempelt. Kaum etwas hat Bestand. Selbst vor den sozialen Kontakten in Familie und Freundeskreis macht die Erkrankung nicht halt. Der gefühlte und / oder tatsächliche Rückzug von anderen, egal aus welchen Gründen, schmerzt sehr. Das Selbstvertrauen schwindet und Fragen, ob man noch etwas wert sei, noch Würde habe,
Eine REHA Maßnahme zu einem frühen Zeitpunkt der Erkrankung zu haben, war unsere Hoffnung. Wir hofften und hoffen in einer REHA wichtige Impulse für den alltäglichen Umgang der fortschreitenden Erkrankung zu bekommen.