Borkum

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– eine begleitete Reise –

Die Tage danach

Beim Frühstück am Mittwoch und danach: „Ich wäre gerne länger geblieben.

Mit dem Alltag Alzheimer im Gepäck sind die Strapazen einer Reise ungleich verteilt. Natürlich frage ich mich, warum sollte es anders als im Alltag zu Hause sein. Die Begleitung Alzheimer ist ja Tag für Tag sichergestellt, unabhängig davon, wo wir gerade sind.

Zu Hause gibt es noch die Selbstverständlichkeiten in der eigenen Wohnung. Rückzugsoptionen sind beschränkt vorhanden und weitgehend akzeptiert. Das fehlt auf der Reise.

Ich habe beides in mir, die neuen Erfahrungen die mir beschert wurden und das Gefühl, erschöpft zu sein und eine Auszeit zu brauchen. Nichts spricht dagegen, beides nebeneinander stehen zu lassen.

Wenn meine Frau auf ihrem iPad sich ihre Fotos unserer Zeit auf Borkum anschaut und beglückt ist, dann steckt mich das an.

Einblick in die Mediathek

Der Satz: “Nach Borkum würde ich wieder fahren“, ist mehrfach gefallen. Warum eigentlich nicht?


Abreisetag

Der Plan:
9:30 Uhr Verlassen der Ferienwohnung
9:30 Uhr Taxi wartet auf uns
14 Uhr Inselbahn bringt uns zum Katamaran
16:04 Uhr ICE 607 verlässt Emden Außenhafen
19:47 Uhr ICE 607 erreicht Düsseldorf Hbf
21 Uhr öffnen wir die Wohnungstür
Das IST der PLAN.

Das ist daraus geworden:

Noch vor dem Wecker waren wir beide wach. Kurz zum Bäcker und zum Glascontainer und dann gemütlich ein letztes Frühstück in der Wohnung. Das restliche Packen ging flott voran. Die noch auszuführenden Arbeiten in der Ferienwohnung hatten wir aufgeteilt und es lief routiniert ab.

Das bestellte Taxi kam pünktlich und brachte uns und unser Gepäck, zum Bahnhof. Kurz das Ticket für das Abstellen der Koffer erwerben und auf zur Agentur, um den Schlüssel der Ferienwohnung in den Briefkasten zu versenken.

Dort traf mich das befürchtete Chaos auf dem Bank vor dem Neuen Leuchtturm: Orientierungslosigkeit.

Wieso fahren wir jetzt nicht? 4 Stunden warten? Warum sind wir nicht mehr in der Ferienwohnung? Wo sind die Fahrräder? Da steht doch die Inselbahn… Im Laufe des Vormittages wurde das die „Zeit im Blick haben“, ein wiederkehrendes Thema. Ebenso, das Abholen des Gepäcks…

Es war für meine Partnerin unglaublich schwer, sich in diesem Moment, an diesem Ort, zu orientieren.
Die Stimmung sank auf den Tiefpunkt. Traurigkeit, Sprachlosigkeit, Tränen.

gefüllter Riss in der Mauer am Alten Leuc

Mit dem Vorschlag, doch dem Heimatmuseum einen zweiten Besuch abzustatten und nach Fotos und Zeichnungen des Hauptstrandes zu suchen, kam wieder Bewegung in unsere Situation auf der Bank. Fotos aus den 1970er Jahren, wären toll. Vielleicht unterstützen sie die Erinnerung, dass der Strand nicht so tief und die Nordsee viel näher lag?

Diesmal wurde zu meiner Überraschung der Schwerbehindertenausweis anerkannt. Als Begleitung war mein Eintritt frei.

Prospekt von 1930 – Heimatmuseum

Über eine Stunde schauten wir uns um. Ja, wir fanden Fotos und manche bestätigten die Erinnerung meiner Frau. Wir hatten beide das Gefühl, dass dieses Museum mehr als einen Besuch verträgt. Gut war es.

Farbenpracht einer Schwertlil

Um die Zeit zum Mittagessen zu nutzen, besorgten wir uns etwas Eis und nahmen auf einer Parkbank neben der Touristeninformation Platz. Badende Vögel, blühende Pflanzen und Menschen wurden unsere Beobachtungsobjekte. Entspannt, in der Sonne sitzend, ging es zu. Und dennoch bahnte sich die Orientierungslosigkeit ihren Weg. Zeit, eine unendliche Herausforderung.

Beschriftung außen

Zum Mittagessen ging es in den Knurrhahn. Eine gute Wahl. Um 12:30 Uhr war bereits viel Gedränge in dem kleinen Imbiss. Der bestellte Wildkräutersalat mit gebackenem Ziegenkäse und die Fischpfanne schmeckten.

Nichts sprach gegen die Anregung, noch einmal zum Abschied zur Promenade zu gehen und einen Blick auf den Hauptstrand und das Meer zu werfen. Die Erschöpfung meiner Frau, wurde deutlich. Puh. Diese 500 Meter wurden lang und länger. Einhergehend sank ihre Stimmung und kippte. Einen Moment am Geländer stehen und runter schauen, das war für mich drin. Meine Frau kam gar nicht erst so weit.

In mir wuchs das bekannte Gefühl von “nicht zu genügen”, gepaart mit Ungeduld. Wiederholt sich sagen: Da musst du jetzt durch. Bewahr die Ruhe. Sie kann nicht anders. Nichts ist gegen dich gerichtet… das kostet Kraft. Delegieren? An wen denn?


Langsam ging es zurück in Richtung Bahnhof. Für meine Frau war es eine einzige Überforderung. „Beam me up, Scotty“, wünschte ich mir in diesem Moment. Wir hatten, wenn es keine Verspätung geben würde, noch knapp sieben Stunden Reisezeit vor uns.
Die beiden Koffer abgeholt und in die bereits bereitstehende Inselbahn einsteigen, war mein Plan. Die zwanzig Minuten bis zur Abfahrt saßen wir schweigend auf den Holzbänken. Ich nickte ein.

Der check in am Hafen ging zügig voran. Sitzplätze gab es im Katamaran reichlich. Nach knapp einer Stunde ruhiger Fahrt, von der ich fast eine halbe Stunde verschlief, stiegen wir in Emden Außenhafen um.

Rund 50 Meter weiter stand der ICE nach Köln. Einsteigen, Gepäck verstauen, in einem alten ICE kein leichtes Unterfangen und die reservierten Plätze einnehmen. Pünktlich setzte sich der Zug in Bewegung. Die digitale Anzeige der Route auf den großen Monitoren in der Gangmitte spielte Lotto. Mal fuhren wir zeitlich nach vorne, in Richtung Köln, dann wieder nach Emden. Dies löste Irritationen aus. Einige Male wähnte sich meine Frau schon kurz vor dem Ziel.

Mit Scrabble gab es für sie eine Pause. Sie konzentrierte sich auf unser Spiel. Bis zum letzten Buchstaben auf dem Bänkchen blieb es spannend.


Im Anschluss ereilte meine Frau zu allem Überfluss erneut eine Unpässlichkeit. Das gab ihr den Rest. Bis zu unserem Zwischenziel, Düsseldorf Hbf, blieb der Zug in seinem Fahrplan und meine Frau in sich zusammengesunken. Sie konnte nicht mehr, war mental und körperlich erschöpft. Ohne Verspätung erreichten wir mit der S-Bahn unseren Zielbahnhof. Zu ihrer und meiner Erleichterung sagte ich in der Bahn, dass wir am Zielbahnhof ein Taxi nehmen würden. Das erste Taxi war unser.
20:50 Uhr schloss ich die Wohnungstür auf.

Haus Bemalung in der Deichstraße

Eine Dreiviertelstunde nach unserer Ankunft zu Hause sagte sie mir: „Eigentlich war’s viel zu kurz.“


Später genoss ich den Moment, alleine im Sessel zu sitzen. Dass meine Frau für sich die Reise auf die Formel brachte “Eigentlich war’s viel zu kurz” erwartete ich nicht. Nicht die Belastungen, die es bis zum Schluss gegeben hat, dominierten. Das hat mich sehr gefreut.


Tag 11

…Wie gestalten sich Abschiede? Der letzte volle Tag auf Borkum und der letzte mit den Leihrädern. Meine Idee: Dann auf die Räder und in die Pedale treten. Die Insel, hat viel zu zeigen. Schauen wir mal hin.

Gegenüber von Haus Victoria stellten wir die Räder ab. Mein Ziel war es, zu Fuß über den Strand und die Sandbank bis ans Wasser zu laufen. Meine Frau stimmte zuerst zu, doch dann wurde es ihr zu viel. Ich hatte nicht bedacht, dass es etwas anderes ist, in die Pedale zu treten. Es brauchte etwas Zeit, bis sie sich zurecht finden konnte.

Auf dem Loopdeelenweg

Mir war dran gelegen, möglichst viele Stationen, die wir in den vergangenen 10 Tagen kennengelernt haben, noch einmal anzusteuern. Die Ausnahme sollte das Hafengebiet, die Reede sein. Da heute Montag ist, waren das Feuerschiff und die Infostelle für den Nationalpark geschlossen.

Die ersten zehn Kilometer gingen durch und rund um die Greune Stee.

Durch die Greune Stee im Südwesten von Borkum

Dieser vornehmlich aus Schwarzerlen, bestehende Wald, seine Feuchtgebiete und die reiche Fauna, ist abwechslungsreich. Bedenkt man, dass das Ganze das Projekt des Lehrers, Anton-Scharphuis, vor über 100 Jahren war, der mit Schüler:innen das Aufforsten in den Ferien durchführte, dann bekommt dieses unberührte Stück Natur noch eine besondere Note.

Von hier aus ging es in Richtung Osten. Zuerst in Richtung Hoop und von dort zum Flugplatz und durch den Dünenweg nach Ostland. Bis zur Steerenklipp fuhren wir, um dort eine kleine Pause mit einem Apfel, einem Müsliriegel, Nüssen und Rosinen und natürlich Borkumer Wasser einzulegen.

Über den Deich ging es bis zum Abzweig auf die Fährmannsspoor.

Kurze Zeit später parkten wir die Räder am Restaurant-Café Ostland. Noch einmal eine Pause einlegen und was mich betraf, die Dickmilch mit Erdbeeren zum letzten Male genießen. Wir waren froh, dass wir noch einen Strandkorb-Platz bekamen. Es war richtig voll.

Über den Dünenweg erreichten wir erneut den Flugplatz. Den Waldlehrpfad nehmend, kreuzten wir die Ostfriesenstraße und den Barbaraweg, um über den Upholmdeich bis zur Franzosenschanze zu fahren.

Im Ort haben wir zuerst das Restaurant Lilien angesteuert, um für den Abend zwei Plätze zu buchen. Das war noch kein Problem.

Dort, wo die weiße Linie am Horizont zu erkennen ist, beginnt die See.

Ein Kilometer von der Promenade bis zum Wasser. Das nenn ich Strandtiefe. Gut, es war Ebbe und somit war das Wasser etwas zurückgezogen. Doch selbst bei auflaufendem Wasser ändert sich die Entfernung nicht. Denn die im Laufe der Jahrzehnten entstandene Sandbank liegt deutlich höher als die normale Flut. Der Weg ist dann noch etwas weiter, weil das Basin größer ist und man es zu Fuß umrunden muss.

Die Luft war herrlich. Meine Watch meldete sich und teilte mir mit, dass die Lautstärke aktuell über 90 dB betrage und eine Schädigung des Gehörs zu befürchten sei. Ja, das traf wohl zu, denn die existiert schon. Der Wind war nicht säuselnd, er tobte. Wie gesagt: Die Luft war herrlich. Durchatmen.

Vom Winde und Sand verweht

Morgen wird es entspannt stressig. Für die knapp zwei Kilometer bis zum Bahnhof ist ein Taxi bestellt. Damit umgehe ich die reale “Gefahr”, wie bei der Anreise zwei Koffer und meinen Fotorucksack zum Bahnhof zu jonglieren. Sie findet die Idee mit dem Taxi gut. Das freut mich.

Meine Frau ist nervös und versucht Orientierung zu gewinnen. Dass das heute der letzte volle Tag auf der Insel war, hat sie immer wieder beschäftigt. Nachdem wir die Leihräder abgegeben hatten, war die morgige Rückreise Thema Nr. 1, danach folgte, dass sie sich über die Veränderungen der Sandbank wunderte. In ihrer Erinnerung – endlich eine Erinnerung – war der Strand nicht so weit und die Sandbank viel kleiner. Heute Nachmittag sind wir ja von der Promenade bis a die Brandung gegangen. Das waren gut 1 Kilometer bis zur Wassermarke an der Barriere zur Seehundsbank.

Mehr Worte braucht es nicht

Das Verlassen der Insel ist ihr Thema Nr. 1 Wie eine Bandansage wiederhole ich das, was ansteht und wie wir es bewältigen. Sehr sehr viel Stress für sie.

Sie freut sich auf zu Hause und sagt: Ich wäre gerne länger geblieben. Beides trifft zu. Gut so. Darüber, dass ich ihrer Idee, ihrem Wunsch gefolgt bin, sei sie glücklich. Das betonte sie beim Dinner im Restaurant Lilien.

Es berührt mich, wie sie ihren Beitrag zu dem was zu tun ist, leistet. Erkennt sie eine noch nicht erledigte Aufgabe, so möchte sie die umgehend anpacken. Ich muss sie bremsen, da vieles erst morgen früh erledigt werden kann. Das anzunehmen und bei Seite zu legen, kostet sie Kraft. 2/3 unsere Gepäcks sind gepackt. Ich bin zufrieden, wie wir gemeinsam alles in die Spur bekommen haben.

Vor morgen graut es mich keineswegs. Da sind viele zeitliche Reserve drin und wir werden in den rund 3 3/4 Stunden, die wir nach 10 Uhr bis zur Abreise noch auf Borkum haben, eine gute Zeit im Ort und am Strand verbringen.

Unser Energiepack nehmen wir mit


Tag 10

Unser Vormittag gestaltete sich anders.

Fröhlich wurde ich gegen 8 Uhr geweckt. Alles schien gut zu beginnen. Doch schon zum Frühstück sank die Stimmung immer weiter. Irgendwann sagte meine Frau, sie möchte zum Arzt. Durch Nachfragen erfuhr ich, dass sie erneut Schmerzen hat. Es war ihr anzusehen, dass ihr Körper ihr signalisierte, sich auszuruhen. Sie hatte keine Energie.

Für 14 Uhr hatten wir eine Inselrundfahrt mit einer der Kutschen gebucht. Gut eine Stunde vor dem Treffen, sind wir in den Ort, deckten uns mit Bargeld ein und schlenderten mit einem Eis in der Hand, durch die belebten Straßen. Fast alle Geschäfte hatten geöffnet.

Wäsche die es in sich hat

In den vergangenen Tagen waren wir des Öfteren an einem Gedenkstein vorbei gegangen, auf dem kleine Steine lagen. Ein sicheres Zeichen, dass hier jüdischen Menschen gedacht wird.

Gedenkstein neben dem Rathaus

Zu diesem Gedenkstein gibt es keine erläuternde Tafel. Schade. Die Recherche war nicht sonderlich schwer. Das Thema Juden und Antisemitismus auf Borkum ist von vielen Seiten dokumentiert worden. Beim Nachdenken über unseren Besuch im Heimatmuseum konnte ich mich nicht daran erinnern, etwas über Antisemitismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts gesehen oder gelesen zu haben.

Screenshot “Photos” iPad

Am Bahnhof stand die Kutsche mit der wir später fuhren. Mein iPad erkannte, dass ein “Asiatischer Elefant” vor die Kutsche gespannt war. Okay? KI ist schon sehr ausgefuchst.

Kutsche und Radfahrerin begegnen sich

Ich fand die Fahrt kurzweilig. Einige Details zu Borkum waren sicherlich nicht nur mir, neu. Die besuchten Orte, der 9,4 Kilometer langen Kutschfahrt über die Insel, hatten wir bereits zu Fuß oder mit dem Rad besucht. Die Pause am Biergarten Upholm, hätte nicht sein müssen. Für unseren Geschmack kein Ort, wo wir gewesen sein müssen. Die Qualität von “heißem Kakao” und “Milchkaffee” entsprach bei weitem nicht dem anderer Cafés auf der Insel.

Nach zwei Stunden waren wir wieder am Bahnhof angekommen.

Insel Bahn fährt in den Bahnhof ein

Die Bahn bringt neue Gäste und wie sich herausstellte, die Meistermannschaft der Jugendfußballer in den Ort. Damit war sichergestellt, dass in den Straßen der Sound der Rollkoffer ertönt und das Schimpfen der Radfahrer:innen über die unachtsamen Touristen.

An der Promenade beobachteten wir für eine Weile das Treiben der Kiter, die Silbermöwen und die Menschen. Zu sehen, wie ein Kiter abhebt und wieder sicher auf dem Wasser landet, beeindruckt mich jedesmal. Ein wirklich buntes Treiben.

Kiter am Hauptstrand

Sie, die Silbermöwen gehören dazu.

Der Rückweg über die Promenade hinaus zur Heimlichen Liebe, ist mittlerweile vertraut. Ungewöhnlich bei der Kühle der Nordsee und den Wellen war ein Mann, der in die Wellen hineinging und über dem sich ab und a die Wellen zusammenschlugen. Es schien ihm nichts auszumachen. Doch 11 Grad Wassertemperatur sind nicht wirklich einladend. Zumindest für mich.

Das “Quermarkenfeuer” ist ein altes Seezeichen von 1928, was die für die Einfahrt in die Ems sicher machen sollte. Doch seit 1995 ist es überflüssig und wird nicht mehr eingeschaltet.

Quermarkenfeuer

Der Sanddorn glänzt. Noch ist nichts zu sehen von den Beeren, die im Herbst abgeerntet und verarbeitet werden. Vermutlich werden wir morgen uns noch mit etwas Sanddorn-Gelee oder ähnlichem eindecken. Wir haben ja die Erfahrungen von Hiddensee, wo wir immer zwei Gläser mit Sanddorn-Gelee oder -Marmelade mit nach Hause genommen hatten. Sie schmecken auch am Rhein.

Sanddorn

So langsam geht es gedanklich in Richtung Sortieren und Packen.

Morgen unser letzter volle Tag und letzter Tag mit den gemieteten Rädern auf der Insel. Ich bin gespannt, ob es mir gelingt für meine Frau einen passenden Abschluss zu gestalten.

Das Packen geschieht erst am Abend nach unserem Restaurantbesuch.


Tag 9

In den letzten Tagen hatte meine Partnerin gemeint, dass ihr iPhone keine Kamera sei. Das sah und sehe ich anders. Heute habe ich sie gefragt, ob sie meine kleine Kamera, die X100V nutzen wolle. Für heute hatte ich nur die XPro 2 mit den Wechselobjektiven vorgesehen. Kurz die Kamera auf Automatik umgestellt und ihr erklärt, was sie noch tun müsse, um zu fotografieren. Es ist nicht das erste Mal, das sie mit der Kamera Bilder macht. Doch nicht sehr häufig. Ich packte die Kamera in ihren Rucksack.
Sie sollte während der Tour jedoch nicht angerührt werden. Meine Partnerin hatte es nicht mehr auf dem Schirm und fotografierte aus Gewohnheit wieder mit dem Smartphone. Warum denn nicht?

Nach dem Frühstück setzten wir den Plan, mit den Rädern ans östliche Ende der Insel zu radeln, um. Frischer Wind, bedeckter Himmel und noch kühle Temperaturen haben das Tragen eines Buff-Tuches gerechtfertigt. Zum Inselende waren wir bereits am letzten Wochenende geradelt. Ich hatte jetzt vor, von dort aus den östlichsten Teil Küste, dem Hooge Hörn Weg folgend, zu begehen. In einem Blog auf Borkum.de las ich: “

“Beatrix Greder sagt: Ein wichtiger Hinweis in der Wanderroute zum „Hoge Hörn“ sollte noch erwähnt werden. Das „Hoge Hörn“ sollte bei Niedrigwasser erwandert werden, da die Flut das Gebiet teilweise überschwemmt.”

Es hätte funktioniert. Um 12:41 Uhr war Niedrigwasser. Meine Frau gab ihr okay und wir sind, mit den Rucksäcken in den Fahrradkörben bepackt, losgefahren.

Neuer Deich – ein in die Wiese gemähtes…

Der “Gärtner”, der die Wiese des Neuen Deichs gemäht hatte, war wohl verliebt. Jedenfalls deuten wir dieses in die Wiese gemähte Herz so. Vielleicht war es auch den zahlreichen Wasservögeln gewidmet, die mit ihren Jungen überall zu sehen sind.

Erstaunlich viele tote junge Enten, Kaninchen und Gänse lagen auf dem Weg. Das Nahrungsangebot für die Greifvögel und andere Jäger, ist in ausreichendem Umfang vorhanden. Manche Gänsepaare haben bis zu sieben, die meisten vier und wenige andere nur zwei zu umsorgen. Bei den Kaninchen und Enten ist es nicht anders. Ohne die natürlichen Jäger wären die auf zwei Beinen gefordert.

Vom Wind geprägter Baum

Angekommen an der Aussichtsdüne, hatte meine Frau keine Lust, keine Energie mehr zur Küste zu wandern. Dies hätte gut eine halbe Stunde hin und eine halbe Stunde zurück in Anspruch genommen, darf man doch nur über den Hooge Hörn Weg durch den Nationalpark wandern. Fahrräder sind untersagt. Ich bin dann für ein kurze Stück des Weges gegangen, um zu schauen und zu fotografieren.

Kornweihe bei der Suche nach Futter
Hinweisschild Nationalpark

Zahlreiche Wanderwege sind als überflutet gekennzeichnet. Unsere Erfahrung an der Wasserdelle bestätigten, das die Hinweise zutreffen.

Meine Partnerin hat sich auf die Aussichtsplattform des Rosenbunkers auf der Steerenk-Klipp begeben, um sich dort hinzusetzen. Eine Viertelstunde war ich unterwegs. Auf meinem Rückweg konnte ich sie schon von weitem in ihrem leuchtend grünen “Schietwetter” Hoodie erkennen. Sie stand bereits bei den Fahrrädern.

Wir sind dann zur nächsten Station, dem Restaurant-Café Outland gefahren. Unterwegs konnten wir am Himmel zahlreiche Kornweihen beobachten. Leider waren sie für meine Objektive zu weit weg.

Im Café pausierten wir und gönnten uns jeweils ein Stück Kuchen und ein heißes Getränk. Lecker.

Restaurant – Café Ostland

Das Café liegt an der Endstation des Inselbusses. Dies ist auch der Haltepunkt für die Inseltour der Borkumer Kleinbahnen. Ein Bus kam, öffnete seine Türen und wir hörten den Busfahrer Geschichten erzählen. Niemand stieg aus. Nach knapp fünf Minuten surrte der Elektrobus davon.

Auf meine Frage, ob wir mit den Kutschen eine Inselrundfahrt machen sollten, war sie begeistert. Im Ort haben wir dann für den kommenden Tag zwei Plätze für die Kutschfahrt gebucht. 2 bis 2,5 Stunden dauert die Tour. Eine Kaffeepause ist inbegriffen, was gut ist. Da wird es dann die Möglichkeit geben, um u.a. zur Toilette zu gehen.

Auf der Rückfahrt zur Ferienwohnungkamen wir am Restaurant Lilien vorbei. Das Aushängeschild pries Pirogi an. Wir mussten umkehren und die Speisekarte studieren. Ich bin ein Fan von guten Pirogi. Für uns beide gab es mehrere Optionen auf der Karte und ich versuchte ins Restaurant zu gehen, um einen Tisch zu reservieren. Die Tür war versperrt. Ich suchte noch nach einer Rufnummer, da wurde mir die Tür geöffnet und ich konnte einen Tisch für den Abend buchen.

Im Quartier ereilte meine Liebe wieder diese nervige und stressige Unpässlichkeit, die von jetzt auf gleich viel Energie raubt. Sie konnte sich nur noch hinlegen und für knapp 2 Stunden Kräfte sammeln.

Ich versuchte die Photos der beiden Kameras aus das iPad zu überspielen. Doch das Kartenlesegerät versagte seinen Dienst. Keinerlei Kniffe halfen, die SD-Karten zu erkennen und auszulesen. Was für ein Sch… Frust. Vermutlich werde ich einige Photos nach unserer Rückkehr in den Reisebericht einfügen.

Der Weg zum Restaurant musste über die Heimliche Liebe und die Promenade führen. Die anrollenden Wellen des auflaufenden Wassers waren verführerisch. Ins Wasser hätte ich nicht gewollt. Doch auf einen der Wellenbrecher zu gehen, um zu fotografieren, war okay.

So sah mich meine Frau

Ich stand und kniete auf dem noch nicht überspülten Bereich. Mit dem Wind um die 40 Kilometer war eine ruhige Hand für die kleine Kamera gesichert.

Ungeplant mussten wir dann doch noch einmal ins Quartier. Zu Fuß sind wir dann zum kleinen Restaurant Lilien, gegangen. Die Pirogi war wirklich gut. Die Pasta mit Lachs hat ebenfalls gemundet, es war nur zu viel. Wohl die Chefin, die mir mittags die Tür öffnete, hat im Restaurant alleine bedient. Sehr umsichtig und freundlich. Meine vorgetragene Bitte, auf die Unverträglichkeit einer Zutat Rücksicht zu nehmen, wurde erfüllt. Wir können das Restaurant empfehlen.

Durch den ruhigen Ortskern schlenderten wir zufrieden in die Ferienwohnung zurück.


Tag 8

Der morgendliche Blick nach dem Frühstück in die DWD und Wetter App sind in diesen Tagen zum Ritual geworden. Leichter Regen, relativ wenig Wind, wurde bis gegen 16 Uhr prognostiziert. Dann kein Schietwetter.

Der Nieselregen hat uns nicht stoppen können. Nachdem wir ein Paket mit überflüssigen Sachen per DHL nach Hause aufgegeben hatten, sind wir zu einer kleinen Tour aufgebrochen.

Ziel war das Strandcafé Seeblick am Ende der Verlängerung der Promenade. Von dort sollte es dann durch die Dünen zum Flugplatz und entlang der Bantje Dünen zur Ferienwohnung gehen.

Kam dann etwas anders. Der Nieselregen war dann doch unangenehm. Die Brille meiner Frau verrichtete nicht wirklich noch ihren Dienst und sie wurde unsicherer beim Fahren.

Die Einkehr in das Café war nicht geplant, doch flexibel wie wir sind, stoppten wir dort. Recht viele Fahrräder ware bereits am Café abgestellt. Dass die Terrasse fast leer war, hat nicht verwundert. Im Café war dafür eine Menge los.

Am Strand waren Menschen damit beschäftigt, große Drachen am Himmel zu halten. Wind war ja vorhanden. Der Nieselregen störte dort niemanden.

Die Pause mit einer Tasse heißer Schokolade hat die merklich in den Keller gerutschte Akzeptanz und Stimmung angehoben. Durch die Dünen verließen wir das Strandcafé Seeblick, um nach Borkum zurückzukehren. Mit einem kleinen Schlenker ging es zurück in die Ferienwohnung.

Das war gut so, war doch der Energielevel bei meiner Partnerin deutlich abgesunken. Nach dem Mittagessen war eine längere Pause angezeigt. Ohne sie, wäre eine Aktivität am Nachmittag für meine Frau nicht mehr möglich.

Mein Vorschlag, mit dem Rad erneut a die Südspitze des Südstrandes zu fahren um zu schauen, was die Natur zu bieten hat, fand ihre Zustimmung. Über den schwarzen Deich und den mit Holzbohlen ausgelegtem Weg (Loopdeelenweg), kamen wir zügig voran. Für einige Zeit waren wir dort alleine, was mir gut gefiel.

Loopdeelenweg Dünenkamm

An der Südspitze, die auch die Grenze zur Ruhezone des Nationalparks bildet, war niemand. Die begehbaren Flächen, deren Größe von den Gezeiten abhängig sind, waren durch das auflaufende Wasser schon verkleinert.

Hinweis “Ruhezone”
Sandregenpfeifer

Am Strand fiel mir ein Sandregenpfeifer auf, der schnellen Schrittes unterwegs war.

Schlepper Waterstroom

Gefühlt waren um diese Uhrzeit wenige Schiffe auf der Wasserstraße unterwegs. Der Schlepper Waterstroom aus Eemshaven war sicherlich auf dem Weg zur Offshore Baustelle.

In der Verlängerung des Strandes befinden sich die Salzwiesen mit ihren kleinen Wasserläufe auf denen die verschiedensten Enten sich tummeln. Eine angenehme Ruhe strahlt die Landschaft auf mich aus. Die unterschiedlichen Vogelstimmen waren zu leise, um sie mit der App analysieren zu können. Lediglich ein Kuckuck, der aus der Greuner Stee herüber rief, war nicht zu überhören. Dafür braucht es keine App.

Leider machte sich das Energiedefizit erneut bemerkbar. Früher als von mir gewünscht, machten wir uns auf den Weg zurück. Wir durchquerten noch einen Teil der Salzwiesen, um dann um die Greune Stee herum in Richtung Bahngleise zu radeln.

Summiere ich die Vormittagsrunde und die am Nachmittag auf, so haben wir 25 Kilometer im Sattel verbracht. Unterm Strich gut.

Der Abendspaziergang musste heute ausfallen.


Tag 7

Mit Sonnenschein am Morgen begrüßte uns der Tag. Die Prognose des DWD und der Wetter App machten die Hoffnung auf einen sonnigen Tag frühzeitig zu Nichte. Wir sind, zwar mit Regenjacke ausgestattet, zu Fuß in den Ort gelaufen. Das “wir” war ungleich verteilt. Ich sagte, wir gehen heute früh zu Fuß. Ein Einverständnis lag nicht vor. Im Ort kennen wir nun jede Gasse, egal ob mit Geschäften oder ohne.

Kletterpark Borkum

Das eigentliche Ziel war die Genossenschaftsbank. Denn sehr häufig wird auf der Insel nur Bargeld akzeptiert. Das irritiert mich. Ich bin im Laufe der Jahre mehr zum Bezahlen mit dem iPhone bzw. der Karte gewechselt. Spätestens seit der Corona Phase hat es bei vielen Klick gemacht und das Bargeld wurde weiter zurückgedrängt und sei es nur aus hygienischen Gründen. Liegt es a den erforderlichen Investitionen, dass es in Geschäften nicht angekommen ist?

Unser zweites Ziel war es, auswärts zu Mittag zu essen. Doch das war dann noch zu früh. Dann in die Ferienwohnung gehen und später mit den Rädern zum Restaurant fahren. Es kam anders.

In der Greune Stee

Leider gab es in der Ferienwohnung erneut eine Unpässlichkeit, so dass eine mehrstündige Pause erforderlich wurde. Das war vollkommen okay. Zudem hatte es sich zwischenzeitlich eingeregnet. So verschoben wir das auswärts essen gehen auf den Abend.

Nachmittags sind wir in einer Regenpause, die wir dem Regenradar entnahmen, noch zu einer Radtour aufgebrochen. Als Ziel hatte ich das südliche Ende des Südstrandes ausgesucht. In einem größeren Bogen sind wir zuerst nach Osten gefahren, um dann wieder nach Westen zu schwenken, um zum Südstrand zu kommen. Nach dem Überqueren der Reedestraße wurde es sehr schön. Man fährt am Rande der Greune Stee und durchquert über den Loopdeelenweg eine Salzwiesenlandschaft mit kleineren Teichen. Der Klang der Holzbohlen unter den Rädern ist toll. Das Rad fahren bekommt seinen eigenen, unverwechselbaren Sound

Der Regen hatte überall auf dem Weg seine Spuren in Form von größeren Pfützen hinterlassen. Sie waren allesamt nicht tief und nicht verschlammt.

An der Spitze des Süddamms ist Ende für Menschen. Man darf noch ans Wasser, doch wenige Meter weiter beginnt die Ruhezone 1 des Nationalparks und somit ist die Grenze für Besucher:innen markiert.
Bei guter Sicht, sind Eemshaven und die beiden nicht bewohnten niederländischen Inseln zu sehen.

Eemshaven am Horizont

Dazwischen die Fahrrinne von und nach Emden. Ein wenig erinnert der Verkehr auf dieser Wasserstraße der auf dem Rhein. Wobei die Dimensionen der Schiffe deutlich auseinander klaffen. Alleine die Frachter, die PKWs transportieren, könnten viele Rheinschiffe verschlucken.

Arbeitsplattform auf dem Weg zurück

Vor der Küste von Borkum wird derzeit ein dritter Windpark, der Offshore-Windpark Borkum Riffgrund 3, errichtet. Fortwährend sehen wir Schiffe, die offenkundig für die Errichtung der Anlagen eingesetzt werden.

11 Kilometer lang war die kleine Tour. Wir werden sicherlich noch einmal hierhin fahren um dann an der Südspitze eine längere Pause einzulegen.

Fürs Abendessen hatten wir im Restaurant Alt Borkum am Alten Leuchtturm Plätze reserviert. Wie am Vormittag gab ich vor, dass wir ohne Räder zum Essen gehen würden. Sollten wir Alkohol trinken, dann sei es klüger, den Kilometer zu Fuß zurückzulegen. Außerdem kann mir ein Verdauungsspaziergang nicht schaden. Das wurde akzeptiert um dann eine Weile später die Frage hinterher zuschieben: Warum fahren wir nicht mit dem Rad?

Umfriedung eines Grundstücks mit Walknochen

Die Mitarbeiterin des Services im Restaurant verfügte über gute Kenntnisse der Zusammensetzung der Speisen. So war eine Beilage beim ausgesuchten Fischgericht mit frischen Zwiebeln zubereitet, welche meine Partnerin meiden soll. Der alternativ angebotene kleine gemischte Salat war nichtssagend und ging später kaum berührt zurück. Dagegen war das Fischgericht und mein Spargelgericht gut. Wo ich immer etwas stutzig werde ist, wenn zwischen der Bestellung und dem Servieren recht wenig Zeit vergeht. Das war hier so. Da muss in der Küche sehr viel vorgearbeitet sein.
In Summe war es in Ordnung und wir sind guter Dinge durch den Ort und weiter in Richtung Ferienwohnung geschlendert.


Tag 6

Halbzeit.

Das nennt man wohl “Schietwetter”, Regen und starker Wind. Ideales Wetter, um die Regenhosen und die Regenjacken auszuführen. Der Wind peitscht den Regen ins Gesicht, wirkungsvoller als jede Feuchtigkeitscreme. Brillen werden überbewertet und versagen ihren Dienst, so bei meiner Frau. Mit dem Rad gegen den Wind anzutreten ist trotz e-Bike nicht ohne. Mir macht es Spaß. Nur hätte ich barfuß Rad fahren sollen. Ich mag meine veganen Schuhe, doch sie entpuppen sich als idealer Regenspeicher. Die Socken saugen sich voll und meine Füße baden in eiskaltem Wasser. Auf Dauer unangenehm.

Für meine Frau war die Fahrt in die Ortsmitte zum Bahnhof eine Qual. Mit Humor versuche ich die Situation zu entschärfen. Auf einmal fängt sie herzhaft an zu lachen und streckt ihre Zunge dem Schietwetter entgegen. Richtig. Dem Schietwetter trotzen. Das machen wir.

Von einer auf die andere Sekunde kommt kein Regen mehr. Der heftige Wind betätigt sich als Fön und pustet das Wasser auf unserer Regenkleidung im Nu weg. Rundherum trocknen die Oberflächen ab.

Promenade mit Musikpavillon

Das Duo “Flora Falls” spielte quasi vor keinem Publikum. Die wenigen, wie wir liefen vorbei. Der Wind und der Regen vermiesten einem das Stehenbleiben oder Hinsetzen. Vertrag ist Vertrag. Also spielen sie. In den Lokalen sind sicherlich einige in den Genuss der Musik gekommen. Offene Fenster, waren allerdings nicht zu sehen.

Von heftigem Seitenwind begleitet strampelten wir in Richtung Nordsee Aquarium. Das kleine Aquarium war gut besucht. Im Aquarium wurde erstmals die Gästekarte benötigt und der Schwerbehindertenausweis anerkannt. Als Begleitung war ich vom Eintrittsgeld befreit. Schön.

Blick in das Nordsee Aquarium

Negativ beeindruckt haben uns die Fakten zur Meeresverschmutzung mit Plastik. Auch wenn es uns nicht passt, wir sind daran beteiligt. An Deutlichkeit der Bilder und Aussagen mangelte es nicht.

Alle in den Aquarien schwimmenden Meeresbewohner sind der Nordsee entnommen. Aus dem Fernsehbeitrag hatte ich mir gemerkt, dass wenn die Tiere zu groß werden, sie wieder ins Meer zurückkehren. Ein lohnender Besuch.

Durchgefroren wie ich war, sind wir im Anschluss nach unserem Besuch ins Quartier zurück.
Erstmals in diesen Tagen habe ich mich der Mittagspause meiner Frau angeschlossen. Unter der Bettdecke wurden meine Füße langsam wieder warm.

Auf der Promenade

Eigentlich hätte es nachmittags noch leicht regnen sollen. Eigentlich. Doch davon war nichts zu sehen. Der Wind war noch da, als wir zu unserer nächsten Erkundungstour auf Borkum starteten. Unsere Tour über die Franzosenschanze zum Flugplatz und am Hopp vorbei zurück über den Flugplatz zum Café Upholm und weiter zum Alten Leuchtturm war sehr abwechslungsreich.

Nähe Flughafen

In Teilen waren wir alleine unterwegs. Ab dem Flugplatz wurde es etwas eng auf dem nicht allzu breiten Radweg. Quasi im Schatten des Alten Leutturmes war die Gelegenheit, einen dunklen Kakao und einen Schokomok im Lüttje Toornkieker zu genießen. Der Schokomok war super, der Streuselkuchen okay. Den dort gerösteten Espresso werde ich noch testen. Wenn er passt, wandert eine Packung Bohnen in den Koffer.

Heimatmuseum – Alter Leuchtturm – Neuer Leuchtturm

Die Ortsmitte streiften wir, um auf der Promenade das Spiel der Kiter uns anzuschauen. Beeindruckend, wie sie das Wasser zerfurchen, abheben und in der Luft sich drehen und fast immer ohne ins Wasser einzutauchen, weiter gleiten. Selbst die Landung im Wasser scheint nicht zu einem Problem zu werden. Nur wenige Augenblicke später steigt die Person auf ihrem Board vom Kite gezogen aus dem Wasser.

Mittlerweile dominierte ein dunkles Wolkenspektakel den Himmel und ließ die Sonnenbrille albern aussehen. Zeit, zurück ins Quartier zu radeln.

Kiter am Hauptstrand
Ankündigung von mehr Regen

Erschöpft war meine besser Hälfte, aber doch zufrieden, wieder Zeit auf dem Rad verbracht zu haben. Über die zeitliche Dauer und die Länge unserer kurzen Tour war sie dann doch etwas überrascht.
Kürzer hätte ihr noch etwas besser gefallen.


Tag 5

Die Prognosen lassen die Vermutung aufkommen, dass es wirklich Regenphasen geben könnte. Ein passendes Tagesprogramm zu skizzieren ist nicht schwer. Bevor es los gehen konnte, mussten wir noch eine rund einstündige Pause einlegen. Sie war nötig, denn meine Partnerin war für den Moment mental und physisch angeschlagen. Diese Situation kennen wir beide sehr gut und wissen damit umzugehen.

Über das Heimatmuseum Dykhus hatten wir etwas in einem Fernsehbeitrag über Borkum gesehen. Das Skelett eines Pottwales zu sehen, könnte interessant reizvoll sein. Dazu noch etwas über die Geschichte des Walfanges und der Insel zu erfahren, muss nicht langweilig sein.

Der Eintritt ist mit 6 € angemessen. Jedoch gibt es für Menschen mit einem amtlichen Schwerbehindertenausweis, keinerlei Ermäßigung. Die gibt es nur für Familien mit Kindern.

Das Museum, in unmittelbarer Nähe des alten Leuchtturms, ist überschaubar und voller kleiner und großer Ausstellungsstücke außerhalb und innerhalb von Vitrinen. Die Skelette der verschiedenen Wale, Robben und anderer Tiere beeindrucken.

Skelett eines Pottwales der in der Nähe von Borkum gestrandet war

Anders und nicht minder interessant waren die Räume und Gegenstände, die das Leben auf der Insel im 19. und frühen 20. Jahrhundert wiedergaben. Ebenso faszinierend fand ich die Werbeplakate und Flyer aus dem letzten Jahrhundert. Einfach Klasse.

Beim Anblick dieses Fotos, das in einem kleinen Raum hing, konnte ich mir ein lautes Lachen nicht verkneifen.

Ohne zusätzliche Worte

Beeindruckt war ich, dass offen und schonungslos eine Situation während des 2. Weltkrieges geschildert wurde. Inselbewohner misshandelten und ein stationierter Soldat ermordete die Besatzung eines abgeschossenen amerikanischen Bombers der notgelandet war, obwohl sie als Kriegsgefangene unter dem Schutz der Genfer Konvention standen. Die Tat wurde nach Kriegsende vor einem Gericht verhandelt.

Wir waren weit mehr als eine Stunde in diesem Museum. Kurzweilig war es.

Nachmittags, nach einer längeren Pause, sind wir zu einer Radrunde aufgebrochen. Diesmal ging es mit Regenkleidung ausgestattet in Richtung Südstrand und entlang der Greune Stee zum Südstrand, der nicht mit dem Rad befahren werden darf. Schieben ging auch.

Am Café Heimliche Liebe und später im Ort, konnten wir Schüler:innen beobachten, die auf sich wohl auf Klassenfahrt befanden. Verwundert sahen wir die Unsicherheit von etlichen Jugendlichen im Umgang mit dem geliehenen Fahrrad. Ein Fahrradtraining während der Grundschulzeit hat es offensichtlich nicht gegeben.

Das Schauspiel der Wolken wusste zu gefallen. Vor dem Regenschauer war noch ein Eis drin. Der Regen ging erst nieder, als wir die Fahrräder bei uns abstellten. Beim Scrabble in der Ferienwohnung störte der Regen nicht.

Wie so oft lud uns die Abendsonne noch zu einem Spaziergang durchs Dorf ein. Diesmal wollte ich zum alten Leuchtturm, den Friedhof besuchen und wieder zurück schlendern.

Schade, der Alte Leuchtturm kann noch immer nicht bestiegen werden. Das war mal anders.

Auf dem Friedhof am Alten Leuchtturm sind die Grabsteine und Gräber bekannter Walfänger aufgestellt.

Wer es noch nicht kennt: Scrabble. Ein tolles Spiel, das wir häufig spielen. Die Frau an meiner Seite, liebt es. Dank iPad kann man es alleine gegen das iPad oder gegen einen anderen spielen. Doch über das klassische Brettspiel geht nichts drüber. Gut, dass es diese beiden Varianten gibt.


Tag 4

Unser bislang bewegungsfreudiger Tag an dessen Ende wir gut 35 Kilometer auf dem Rad und fast 5 Kilometer zu Fuß zurückgelegt haben.

Bus der Borkumer Kleinbahn

Auf dem Weg zum Hafen kamen wir am parkenden Schmuckstück der Borkumer Kleinbahn vorbei. Ein Gefährt vergangener Tage, das heute für besondere Fahrten zur Verfügung steht.

Der Hafen befindet sich im Umbruch. Er diente und dient als Stützpunkt der Seenotrettung und als klassischer Fährhafen. In einem Becken beobachteten wir ein Training des Tochterbootes St. Pauli des Seenotkreuzers Hamburg.

Unweit dieses Hafenbeckens entsteht das Offshore-Quartier, das u.a. mehr als 100 Appartements für Servicekräfte des Offshore-Parks vor der Küste Borkums bereit stellt. Vom Hafen aus werden die Schiffe und Crews versorgt. Auf den Parkflächen stehen Fahrzeuge aus Belgien, den Niederlanden, Litauen, Polen… Ein riesiges logistisches und für Borkum sicherlich auch lukratives Geschäft. Um die Ecke befindet sich Europas größte Jugendherberge.

Feuerschiff BORKUMRIFF

Feuerschiff Borkumriff, heute geschlossen. Montag. Das hätte ich wissen können.

Für den Rückweg haben wir den westlich verlaufenden Fahrrad- und Fußweg in den Ort gewählt. Nach der Passage des Deiches ging es durch die Zwischenzone des Naturschutzgebietes. Wunderschön. Viele Radwege sind reizvoll in die Landschaft integriert.

Die beiden Aktionen haben meiner Frau eine Menge Kraft gekostet. Die längere Mittagspause kam zur richtigen Zeit. Nach dieser guten Auszeit hatte sie wieder Lust, aufs Rad zu steigen.

Auch wenn die Insel nicht die größte ist, so ist das Radwegenetz vielfältig und lang. Es fällt nicht schwer, neue Routen zu finden und zu fahren. Wie abwechslungsreich, schön und überraschend die sein können, erlebten wir dann am Nachmittag.

Von uns aus ging es zuerst über die Franzosenschanze zur Binnenweide, um nach ein paar Kilometer später auf den Neuen Deich zu gelangen.

Kühe am Wald-Dünenweg

Über den Wald-Dünenweg ging es entlang des Flugfeldes des Borkumer Flughafens zur Waterdelle und von dort in die Norddünen. Ein wunderbarer Weg. Düne rauf, Düne runter und das immerfort. Bis dann Wasser den Weg überspült. Die ersten beiden großen Pfützen sind ja flach und wir kamen problemlos durch.

Reste eines überfluteten Weges

Doch dann sollten wir abzweigen und nach zwei Kurven standen wir vor einem schlammigen und überfluteten Streckenabschnitt. Ich fuhr dennoch los. Die ersten zehn Meter waren flach, doch dann stieg das Wasser bis zu meinen Schuhen. Stoppen und umkehren war meine Devise und meine Frau bat ich umzukehren.
Am Abzweig sind wir dann anders abgebogen. Auch hier das selbe Bild. Nach der ersten Pfütze kamen die anderen, schlammiger und tiefer. Zurück. Hatten wir nicht gestern an der Promenade Schilder gelesen: Wegen Überflutung gesperrt? Da waren wir nun angekommen.

Eine Option blieb uns noch und die war gut.

Später, im Café Sturmeck, machten wir eine Trinkpause. Bislang eine sehr abwechslungsreiche Streckenführung.

De grote Kaap

Das imposante Seezeichen mit seinen 23 Meter Höhe, ist nicht zu übersehen. Als eins von drei Seezeichen diente es den Seefahrern zur Navigation.

Mittlerweile radeln wir von der Ortsmitte zur Ferienwohnung immer die Bürgermeister-Kieviet-Promenade bis zur Heimlichen Liebe. Den Blick auf die Fahrrinne genießen wir.

Krabben Fischer mit seinen Fans


Tag 3

Heute steht das Wandern an. Ursprünglich wollten wir mit dem Inselbus zur Endstation nach Ostland fahren um von dort über den Strand zurückzulaufen.

Alte Leuchtturm auf Borkum

Die Sonne lockte uns recht früher aus der Ferienwohnung. Etwas mehr als eine Stunde auf den Bus warten? Nö. Dann gehen wir halt schon mal bis zur nächsten Haltestelle. Angekommen, den Fahrplan studiert war klar, die Wartezeit auf den Bus ist zu lang. Dann auf zur nächsten Station. Und so ging es dann von Station zu Station weiter.

Kurz vor der Endstation Ostland erklommen wir die Aussichtsdüne Ostland, um uns die bewachsenen Dünen von oben anzuschauen.

Panorama

Das Café-Restaurant Ostland hat es uns angetan. Man sitzt gut, nette Menschen im Service und dann die „Dickmilch“. Im Gespräch mit dem uns bedienenden Kellner, hörten wir, was ich vermutete. Bezahlung nach Mindestlohn, hohe Mietkosten, hohe Lebenshaltungskosten. Personal zu finden ist nahezu unmöglich. Menschen, vorwiegend aus Rumänien sind es, die in der Gastronomie tätig sind.

Dickmilch mit frischen Erdbeeren

Nach einer kleinen kulinarischen Stärkung in der letzten „Gaststätte vor Juist“, spazierten wir vorbei am Wasserwerk und der Baustelle hoch in die Dünen,

Informatives Baustellenschild

um oben angekommen, mit dem phantastischen Blick auf die Weite des Strandes und des Meeres belohnt zu werden. Unsere Schuhe und Socken steckten da schon in unseren Rucksäcken.

Blick auf den Strand

Die Breite des Strandes ist riesig. Von der Düne bis zur Wasserlinie braucht man seine Zeit.

Das Wassertreten tat einfach gut. Selbst die aktuell gemessene Wassertemperatur von 11 Grad spielte keine Rolle. Erstaunt waren wir, wie viele Menschen sich in der Nordsee dem Spiel der Wellen ergaben, planschten oder schwammen.

Immer entlang der Wasserlinie

Das Strandlaufen ist schön. Beim näheren Hinsehen sind so viele Kleinigkeiten zu entdecken. Das stehen Anhänger mit Containern auf dem Strand, man sieht den Offshore-Windpark Borkum Riffgrund, beobachtet in der Ferne ein großes Schiff, das sich in Richtung Ems bewegt und Menschen die sich entspannen.

Zur Familiengeschichte meiner Partnerin gehören die Familienfreizeiten auf Borkum. Gewohnt wurde hier,

Haus Victoria des CVJM

im Haus Victoria an der Strandpromenade. Bis zum Strand musste der Weg überquert und die Treppen hinunter gestiegen werden.

Hauptstrand

Und schon hatte man schier unendliche Möglichkeiten.

Eigentlich war nur etwa die Hälfte der Strecke für das Wandern vorgesehen. Dass es sich anders ergeben hat, war schön. Es bedurfte vieler kleinen Pausen, Wasser, einem Apfel, sich einfach mal hinsetzen und kleiner Ziele, wie z. B. das Eis zum Abschluss.

Eis Konditorei

Dass das Wandern meine Frau Kraft kostet, war mir bewusst. Und es hat sie viel Kraft gekostet. “Es war anstrengend”, ihr deutliches Fazit.

In der Ferienwohnung war erst einmal die Waagerechte angesagt. Für uns beide 🙂
Auf den abendlichen Spaziergang verzichteten wir.

Komoot zeichnete auf

Tag 2

Eine Entdeckung der besonderen Art haben wir bei einer Abkürzung gemacht. Einen Garten, so dachten wir zuerst.

Friedhof der Ev.-lutherischen Christus-Kirchengemeinde auf Borkum

Ist das nicht ein schöner Ort zum Ruhen?

Doch wir sind ja zum Entdecken, Genießen und Erleben auf Borkum. Und zu Hause werden wir erwartet.

Erinnern

Ab und zu, in sehr seltenen Momenten werden Erinnerungen wach. Begebenheiten aus den Ferien auf Borkum waren noch nicht dabei.
Fragen werden aufgerufen, z.B. wie oft waren wir als Familie auf der Insel? Waren alle Kinder dabei? Was haben wir gemacht?
Gut, dass es zu Hause noch eine Mutter gibt, die sehr akribisch Buch geführt hat. Da werden wir nachfragen. Schließlich gibt es Telefone.

Was bei uns beiden bislang beständig ist und ich sehr schön finde ist das positive Gefühl, dass es richtig und gut ist, hierhin gefahren zu sein.

In der Ortsmitte

Für den Vormittag stand die Suche nach Postkarten auf dem Zettel. In der Ferienwohnung wurde von meiner Partnerin eine Liste mit Namen erstellt. Also war klar, nach wie vielen Karten wir Ausschau halten mussten. Eigentlich keine große Sache. In zwei Geschäften tauschten wir Geld gegen Karten.

Im Zentrum begegnet uns an vielen Stellen ein Plakat, dass auf einen Flohmarkt des Tierheimes hinwies. Na dann schauen wir doch einmal, was es da so gibt, dachten wir uns.

Dieser Flohmarkt entsprach nicht einem vertrauten Trödelmarkt. Der Verein hatte ein überdachtes Gelände mit Tischen bestückt, an denen man vorbei gehen konnte. Wenn etwas zusagte, dann nahm man es sich. Am Ausgang gab es einen nicht zu übersehenden Topf, in dem man das hineinschmeißt, was einem die ausgesuchte Sache Wert war. Niemand fragte nacht oder kommentierte die Spende. Doch ohne einen Obolus zu entrichten, kam niemand vorbei, der etwas mitnehmen wollte.

Ich wurde bei den Schallplatten fündig und übernahm eine Fusion Jazz Platte aus den 1970er Jahren vom Multiinstrumentalisten Michal Urbaniak und der Sängerin Urszula Dudziak. Ich bin sehr gespannt.

Im Kaufhaus, das eine Post/DHL Shop beherbergt, kaufte ich später eine Verpackung um das Vinyl nach Hause zu schicken. So bepackt ging es zu Schreiben der Karten in ein Café. Die LP in der einen Hand und die Verpackung in der anderen, wurde ich vor dem Café nach dem Geschäft, wo ich das erstanden hätte gefragt. Ein anderer wollte wissen, wo ich denn die LP erstanden hätte. Beide bedankten sich für die Hinweise.

Service

Aus dem vergangenen Jahr auf Hiddensee kenne ich noch den Umstand, dass Öffnungszeiten von Cafés oder Restaurants aufgrund von Personalmangel eingeschränkt wurden. Zudem kam das durchweg freundliche Personal überwiegend aus Osteuropa.

Das ist auf Borkum 2024 nicht anders. Egal, ob die Reinigungskräfte bei uns in der Ferienwohnung, oder der Staff im Café oder Restaurant in der Ortsmitte, im Café Ostland, überall junge Menschen aus osteuropäischen Ländern, die hier arbeiten.

Einige Betriebe haben mit Verweis auf fehlendes Personal ihre Öffnungszeiten ganz eingestellt oder eingeschränkt.

Eine Runde Radfahren

Das war der Wunsch meiner Frau, nachdem wir die Karten geschrieben, eingeworfen und in der Ferienwohnung die LP und das Verpackungsmaterial abgestellt hatten.

Kleiner Teich kurz vor dem Flughafen
Seerosen zogen uns an

Wir entschieden uns erneut bis nach Ostland zu fahren. Vor dort dann einen anderen Weg in Richtung Wattenmeer zu nehmen.

Seit langem nutze ich auf meinem Smartphone die Apps „BirdNet“ und „FloraIncognita“, um meine Unkenntnis für einen Moment zu beseitigen.

Die Aktionen am Vormittag und die gewünschte Radtour nachmittags waren anstrengend. Das war nicht zu übersehen. Wir beide waren schnell gereizt. Gut, wenn es dann wieder gelang, den anderen zum Lachen zu bringen oder durch in den Arm zu nehmen, die Anspannung abzuleiten.


Tag 1

Die Sonne scheint. Um 6:15 Uhr will die Armatur in der Dusche nicht so, wie sie es will. Dann ist schon mal die Nachtruhe beendet. Ist doch verständlich, oder?
So kann man gemeinsam um 7 Uhr zum Kaufmann und Bäcker gehen, um frisches Brot fürs Frühstück einzukaufen.

Die Zeit nach dem Frühstück wird geteilt. Ich habe die Gelegenheit den Blog zu füllen und sie darf für etwa 1 1/2 Stunden noch einmal die Augen schließen.

Zwei e-bikes hatten wir von zu Hause aus vorbestellt. Das Aussuchen und Testen war sehr entspannt. Die Konditionen stimmten und so sind wir für die vor uns liegende Inselzeit mit Rädern von Gazelle und Pegasus ausgestattet.

Der Termin in der Agentur unserer Ferienwohnung war relativ kurz. Das am gestrigen Tag erforderliche Dokument entpuppte sich dann doch als Kopie des amtlichen Schwerbehindertenausweises. Nett war, dass wir für die gestrigen Einschränkungen das Angebot bekamen, ein Eis essen zu gehen und bei Vorlage einer Quittung den Betrag erstattet bekämen. Gesagt, getan.

Die Eiskonditorei haben wir getestet und für sehr gut befunden. Bei ihr möchte ich noch weitere Sorten probieren. Meine Frau wird vermutlich bei ihren leckeren drei Sorten bleiben, so vermute ich.

Das strahlende Wetter, der Wind und die Aussicht, mit den Rädern die Insel ein wenig zu durchqueren, haben uns auf das Mittagessen verzichten lassen. Die Kugeln Eis gaben genug Energie für den ersten Teil der Tour in den Osten.

Wir sind auf der Insel.

Im Café Ostland, dem östlichsten bewohnten Teil auf Borkum haben wir eine (Pinkel-)Pause bei Käsekuchen und einer Dickmilchschnitte eingelegt.

Café Ostland

Durch die begrünte Dünenlandschaft, mit der Beobachtung von Vögeln, sind wir bei zunehmendem Wind und abnehmenden Temperaturen kurz zur Sternklipp-Düne hochgelaufen, um uns einen Überblick über die Insel und das Wattenmeer zu gönnen.

Großer Brachvogel

Auf dem Weg zurück begegneten uns zahllose Gänsefamilien mit ihrem Nachwuchs.

Graugänse mit Nachwuchs

Nach etwas mehr als 17 Kilometer war die Ferienwohnung erreicht.

Aufzeichnung mit Komoot

Mit einem Lächeln in ihrem offenen Gesicht meinte meine Frau: „Du, wir sind auf Borkum. Ist das nicht schön?“ Es ist ihr Leitmotiv, seit dem wir auf der Insel sind.

Gegen Abend sind wir noch zur Promenade geradelt, um am Musikpavillon einem Saxophonisten und DJ zu lauschen. Die vielversprechende Werbung hielt zumindest für mich nicht was es suggerierte. Egal, anderen wird es gefallen haben.

Wir hatten Spaß das Treiben auf der Promenade zu beobachten.

Der starke und kühle Wind zog durch all meine Klamotten und von den Zehen bis in die Haarspitzen war mir kalt. Reichlich durchfroren ging es zurück in die Ferienwohnung.

Hauptstrand

Anreise

5 Uhr aufstehen. Ausdruck von Nervosität, müssen wir doch erst um 8:30 Uhr das Haus verlassen. Es geht los. Ziel: Borkum.

Leichtes Gepäck?

Koffer und Rucksack, unser „leichtes Gepäck“. Von wegen leicht.
Zum Bus, weiter mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof nach Düsseldorf. Die Zeit ist so bemessen, dass für den Toilettengang viel Zeit zur Verfügung steht und Stress nicht droht. Bis wir am Hbf angekommen sind, ist die erste Mitteilung: Es ist anstrengend, platziert.

Ja, es ist anstrengend, das alles zu verarbeiten. Entspannend ist es nicht. Rucksack auf, Rucksack ab. Koffer platzieren, aufpassen, das andere Reisende nicht behindert werden…

Der ICE nach Emden – Außenhafen erreicht pünktlich den Bahnsteig. Die reservierten Sitze sind schnell gefunden, doch kein Platz für den silbernen Koffer. Die Gepäckablage im Mittelteil des Wagons, ist bereits voll. Ihn ins Gepäcknetz zu hieven, unterlasse ich es, da bereits der zweite Koffer und der große Fotorucksack den Platz über zwei Sitze ausfüllen. Noch sind die Plätze rechts neben uns frei. Somit steht dort der Koffer. Bis Emden sind es von jetzt an noch 3:45 Stunden.

Scrabble muss sein. Oder?

Unentschieden geht es aus. Wir haben die Regeln ein wenig verändert. Es zählen keine Punkte mehr. Wer am Ende zuerst seinen letzten Buchstaben gelegt hat, hat gewonnen. Sollte niemand mehr legen können, dann wird geschaut, wer die wenigsten Buchstaben auf seiner Bank hat. Bei Gleichstand, wie bei uns – beide hatten noch zwei nicht zu setzenden Buchstaben – geht Scrabble unentschieden aus.

Pünktlich kommt der ICE am Außenhafen zum Stehen. Die Fähre wartet bereits auf uns. Das Verlassen des Zuges und das an Board gehen, stresst meine Partnerin sehr. Für mich läuft alles entspannt ab. Die Koffer sind umgehend verstaut und wir lassen uns unter Deck nieder. Kakao und Tee sind gefragt. Die Toilette ist wichtig. Wir lassen die Rucksäcke am Platz, finden den Zugang zu den Toiletten. Am Platz warte ich und warte ich und warte ich auf die Rückkehr meines Lieblingsmenschen. Vergeblich. Sie steht an der Treppe zu den Toiletten und weiß nicht, wohin sie gehen muss. Drei Möglichkeiten gibt es. Das sind zwei zuviel. Ich hätte es wissen können. Gut, dass du hier auf mich gewartet hast, habe ich ihr gesagt und sie mit zum Platz genommen. Der noch heiße Tee und die Nussecke vom heimischen Bäcker waren lecker. Kein Grund, sich aufzuregen.

Das Fährschiff im Hafen von Borkum

Schneller als erwartet, erreichten wir den Hafen von Borkum. Das Aussteigen und das Einsteigen in die Inselbahn haben ihren Stresspegel steigen lassen. In der Inselbahn sitzend, den Blick raus auf die Insel, das tiefe Luft holen und entdecken von etwas, haben wir genossen. Das Lächeln in ihrem Gesicht, hat mir sehr gefallen. „Wir sind auf Borkum“, hörte ich mehrfach auf dieser kurzen Fahrt.

Beleuchtung in der Inselbahn

Gedränge an der Endstation. Viele Menschen warteten auf die Inselbahn, um mit ihr in Richtung Hafen zu fahren. Es kam mir vor wie in der Rushhour in einer U-Bahnstation einer Metropole. Jetzt noch den Schlüssel für die Wohnung und das Gästeentgelt entrichten und dann zur Ferienwohnung. Ja, so leicht war es dann doch nicht. Bei der Berechnung des Gästeentgeltes wurde der Schwerbehindertenausweis nicht berücksichtigt. Es fehle ein Dokument, eine Bescheinigung das ein Schwerbehindertenausweis vorliege. Die Kopie des Ausweises helfe nicht. ? Was soll das für ein Dokument sein? Ja, das wisse man auch nicht. Die Gästeverwaltung auf der Insel hätte das so gesagt. In keinem Onlineauftritt der Insel ist von diesem Dokument die Rede. Willkommen in der Bürokratie. Kompromiss: Kommen sie morgen wieder vorbei, wir fragen noch mal nach.

Auf dem Fußweg zur Ferienwohnung schlug dann die Erschöpfung zu. Mit zwei Koffern und dem eigenen Rucksack habe ich die 1,5 Kilometer zu Fuß zurückgelegt, darauf achtend, dass ich sie nicht verlieren würde. Das hat funktioniert.

In der Ferienwohnung hörte ich den ersten Satz: Hier liegen überall Katzenhaare rum, die Wohnung ist nicht gereinigt worden. Das war zutreffend. Ein Anruf in der Agentur und man sorgte dafür, dass jemand kam, um die nicht erfolgte Endreinigung vorzunehmen. Derweil gingen wir in den Supermarkt um die Ecke. 20 bis 25 % Preisaufschlag, damit ist ab jetzt zu rechnen. Eine Team von drei jungen Männern, war derweil in der Wohnung damit beschäftigt, die Endreinigung vorzunehmen. Und das haben sie wirklich gut gemacht. Die Wohnung war, als wir abends zurück kamen, perfekt gereinigt.

Hintergrund Musikpavillon am Stadtstrand

Gut gegessen haben wir auf Empfehlung unseres Fahrradverleihers, den wir vor seinem Geschäft ansprachen im Restaurant „Zum Insulaner“ im Fauermans Pad 5. Reichlich Fisch.

Am Stand entlang ging es gemütlich zurück ins Quartier. Je länger der Spaziergang wurde und die Meeresluft unsere Lungen füllte, mit den Handys fotografiert wurde, um so mehr wich die Anspannung und Müdigkeit der Freude, jetzt für 11 Tage auf der Insel zu sein.

Genießende und entspannende Menschen. Überall.
Begegnung Krabbenfischer und Autotransporter
Kurz vorm Südstrand, rechts die „Heimliche Liebe“


Borkum

Jetzt, Ende Mai reisen wir für 11 volle Tage nach Borkum. Diesmal unter veränderten Bedingungen. Vor sieben Jahre, nur wenige Wochen vor der Diagnose, waren wir gemeinsam auf Borkum.


Mal schauen, ob die Insel Erinnerungen in uns weckt. Und das hat einen Grund, denn Anfang Januar diesen Jahres, spielten wir „Vertellekes“ und meiner Frau wurde diese Frage gestellt:

Spielkarte aus Vertellekes
Spielkarte aus Vertellekes

Wie aus der viel zitierten Pistole geschossen, kam diese Antwort: Borkum.
Nach Borkum folgte der Satz: Ich möchte gerne nach Borkum fahren. Nur wenige Tage später war das Quartier gebucht und die Entscheidung gefallen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln an- und abzureisen. Bequemer geht es nicht.

Dieser Ort, diese Insel, ist für sie nach vielen Familienurlauben auf der Insel mit Kindheit und Jugend verbunden. Als Familie und Paar waren wir, abgesehen von einem Tagesbesuch im August 1992, je einmal auf Borkum.

Zu den bestätigenden Momenten zähle ich die, seit dem Entschluss nach Borkum zu reisen, immer wiederkehrenden, spontanen Ausrufe: Ich freue mich, dass wir nach Borkum fahren. Ein- bis zweimal pro Woche war die irgendwann stattfindende Reise Thema. Positiv besetzt.

Völlig erstaunt hat mich, dass meine Frau auf Nachfragen von Dritten immer wusste, wie lange wir auf der Insel bleiben werden. Mein Beitrag war immer die Reisezeit beizusteuern. Die letzten zwei Tage waren für sie besonders anstrengend, da sie die Koffer in der Wohnung sah und wir doch noch nicht abreisten. Wieso sind hier Koffer, wenn wir nicht fahren? Meine Hinweise aufs Packen und auf unseren Reisetag, änderten nichts. Es ist nun einmal so, dass wir Zeit unterschiedlich wahrnehmen.

Morgen früh geht es los.