21. Juni Tschüss
Um uns auf die Tage auf Hiddensee vorzubereiten habe ich diese Webseiten häufiger angeschaut:
Seebad-Hiddensee
Reiseziel-Hiddensee
Reisereporter
Hiddensee-Forum
Kurze Informationen zu den von mir genutzten Apps:
Komoot Ich vermute, dass zu Komoot nichts mehr zu sagen ist. Seit vielen Jahren nutze ich die Plus Variante mit dem Welt-Paket. Damals noch zu einem attraktiven Preis, ohne Abo, anders das heutige Komoot Premium. Es setzt ein Abo voraus. Touren mit dem Rad und Wandertouren zeichne ich mit der App auf.
Mapy.cz ist die App für das Wandern und Radfahren. Bislang habe ich keine App gefunden, die mich mehr überzeugt hätte. Ich nutze Mapy.cz parallel zu Komoot. Die App ist kostenfrei erhältlich.
FloraIncognita – wird von der Technischen Universität Ilmenau herausgegeben und betreut. Planzen zu bestimmen, ist nicht so meine Kompetenz. FloraIncognita hilft mir sehr dabei, dass was ich bestaune kennenzulernen. Die App steht kostenfrei zur Verfügung.
BirdNET wird von der Universität Cornell in Kooperation mit der Universität Chemnitz betrieben. Die gestartete App zeichnet Vogelstimmen auf und analysiert diese dann. Genial. Auch BirdNET kann kostenlos genutzt werden.
Klar ist, dass bei der Nutzung von FloraIncognita und BirdNET eine Internetverbindung erforderlich ist. Zur Analyse werden die Datenbanken der beteiligten Universitäten genutzt.
Meiner Recherche nach gibt es all diese Apps sowohl für Apple wie für Google.
20. Juni. Unser letzter Tag auf Hiddensee.
Seit Tagen überfliegen Kampfflugzeuge Hiddensee. Man kann ihre Triebwerke nicht überhören. Mal raus auf die Ostsee, mal quer rüber. Ob es Kampf- oder Transporthubschrauber es waren, die vorige Tag über den Bodden flogen, kann ich nicht sagen. Heute sind tief fliegende Transportflugzeuge unterwegs. Sie ist nicht zu ignorieren, diese Militärübung. In dieser Massivität habe ich ein Manöver noch nie wahrgenommen.
Und dann habe ich meinem Wunsch nachgegeben und bin schwimmen gegangen. Naja, ich war im Wasser und bin ein paar Minuten geschwommen. Es zog mich dann doch die Decke am Strand an.
Nach dem Schwimmen einen Becher Kaffee und ein Stück leckeren Blechkuchen. Beides gab es beim Bäcker Kasten in Kloster. Die kleinen Gartentische waren allesamt besetzt. Eine gemütliche Atmosphäre ohne Schnickschnack.
Mit einem Fahrradbesitzer, der einen Brooks montiert hat, kam ich ins Gespräch. Ich beklagte, dass mein Brooks nach 39 Jahren nicht mehr zu reparieren sei. Er stieg in die Klage ein und meinte, dass er alle 5 bis 7 Jahre einen neuen Brooks kaufen müsse. Die Qualität des Leders werde immer schlechter. Da fehlt mir die Erfahrung. Bei meinem Brooks stimmte noch alles. Jetzt war er allerdings nicht mehr zu reparieren, wie mir Brooks in England mitteilte.
Packen steht an, bevor es zum letzten Abendessen nach Kloster geht.
Reserviert haben wir im Restaurant Wieseneck. Im vergangenen Jahr haben wir dort erstmals gegessen. Allerdings mit einer irritierenden Erfahrung. Die Haupt- und Vorspeise wurden gleichzeitig serviert. Ich bin gespannt, wie es in diesem Jahr sein wird.
Die Bar im Wieseneck verfügt über Whisky von Ardbeg, Islay. Der Abschluss ist damit klar.
„Musik im Sand“ am Strand von Vitte. Bis 22 Uhr. Doch die Live-Band verabschiedete sich mit einer Zugabe um 20 Uhr. Ein anderes Timing wäre besser gewesen. Musik bis zum Sonnenuntergang.
Überall saßen Menschen zusammen, redeten und lauschten der Musik. Kinder spielten im Sand und am Wasser. Wenige Meter entfernt gingen noch Menschen kurz schwimmen. Doch die Atmosphäre war anders als beim Mittsommerfest. Sie war gut. Die Band verzichtete auf merkwürdige Sprüche und Witze.
Sonnenuntergang am letzten Abend. Leider nicht wirklich. Die letzten Minuten verschwand die Sonne hinter Wolken. Egal. Es war dennoch schön. Beim Auswählen des Bildes fiel mir auf, dass ein Kriegsschiff vor Hiddensee lag. Ich erinnerte mich an 1987. Da kreuzten Marineschiffe vor der Insel.
19. Juni
Unsere Aufgabe heute früh, an der Küste von Hiddensee gefundener und verarbeiteter Bernstein zu finden. In der Bernsteinwerkstatt von Henry Engels in Kloster wurden wir fündig. Neue Bernstein-Ohrringe. Die Auswahl riesig. Frau Engels unterstützte uns zurückhaltend und geduldig bei der Auswahl. Der verlangte Preis scheint uns angemessen. Zum Schluss gab es noch Tipps für die Pflege des Bernsteins.
Dienstag wollen wir an einer geführten Wanderung durch die Dünenheide teilnehmen. Auf zum Nationalparkhaus in Vitte. Der Versuch über eine QR-Code sich anzumelden endete in einer Dauerschleife. Im Nationalparkhaus war keine Anmeldung nötig. Per Telefon ging es dann doch recht schnell.
Die kleine Ausstellung haben wir uns angeschaut. Das Quiz zur Insel und dem Nationalpark war gar nicht so leicht. Manche Informationen waren erstaunlich. Wir sind gespannt, wie die Führung durch die Dünenheide sein wird.
Galerie am Hügel. Schon im vergangenen Jahr haben wir die Galerie besucht. Gerne hätten wir etwas erworben, wenn wir denn noch freie Wandflächen hätten. Diesmal sind wir mit einer Idee dorthin gegangen. Und wir sind fündig geworden. Die Malerin Ute Lux haben wir entdeckt. Lebens- und lustbejahende Bilder sowie Skulpturen aus zerbrochener Keramik erwarten einen in ihrer Galerie.
Ein frühes Abendessen im Garten des Weinrestaurants „Hedins Oe“ in Kloster. Ohne Voranmeldung hat man keine Chance im etwas versteckt liegenden Restaurant zu Abend zu essen. Man hat klar, welche Kapazitäten die Küche hat, um frisch zu kochen. Der empfohlene in der Nacht gefangene Zander und Barsch schmeckte vorzüglich. Am Salat könnte noch gearbeitet werden. Der war nich der Bringer. Die Atmosphäre ist toll. Im Garten des Restaurants fand ich die Stahlskulptur von Udo Lindenberg. Unten im Dorf steht die Stehle aus der Udo hinausgeschnitten wurde.
Die Seebühne Hiddensee ist Teil des Homunkulus. „Der Tangospieler“ wurde in der ausverkauften Seebühne gezeigt. Ein nicht ganz so leichter Stoff. Ein kleiner Teil des Filmes spielt auf Hiddensee, genauer im Klausener. Zu dieser Zeit war der Klausener noch nicht an die Trinkwasserversorgung angebunden. Der Film lohnt. Am Ende sprachen einige Besucher:innen und ich hörte mehrmals den Satz: Ja, so war es.
Interessant ist, dass außen an der Seebühne und am Homunkulus leere Listen hängen in die man sich eintragen muss, um das was am Tage angeboten wird, sehen zu können. Steht man nicht auf der Liste, kommt man nicht rein, wenn bereits alle Felder ausgefüllt sind.
18. Juni.
Die Inselkirche ist sehr gut gefüllt von Hiddensee:innen und Gäst:innen, als wir in die Kirche kamen. Die vorbereiteten Zettel mit einem anderen Glaubensbekenntnis reichten nicht. Teilen war angesagt.
Der Inselpfarrer Dr. Konrad Glöckner hat den Gottesdienst geleitet. Für eine lockere Atmosphäre sorgte die Einteilung der Psalm Lesung. Wer zum Frühstück schon seinen Kaffee getrunken habe, lese den links stehenden, wer Tee oder ähnliches zu sich genommen habe, die eingerückten Verse. In seiner Predigt leuchtete er das Gleichnis vom Festmahl aus. Zum Nachdenken hat mich gebracht, dass die exemplarischen drei Gründe, warum man der Einladung nicht folgt, alles ökonomische Gründe sind. Bestimmt die Ökonomie unseren Umgang miteinander? Muss alles andere hintenan stehen?
Die Inselkirche mit ihrer beeindruckenden Bemalung durch den Berliner Maler Nikolaus Niemeier
Die Wanderung auf dem Alt-Bessin stand auf dem Programm. Das sandige Schwemmland ist nur zu Fuß zu entdecken. Den Weg, den man bis zum Ende des Alt-Bessin gehen muss, um zur Beobachtungshütte zu kommen, muss man auch zurück gehen. Eine Alternative gibt es nicht. Es gibt scheinbar nicht viel zu sehen auf dem Weg über den Alt-Bessin. Doch wenn man genau hinguckt, ändert sich das. Beeindruckt hat mich der Weide-Weißdorn. Rinder haben dort Schatten gesucht und gefunden. Uferschwalben, Feldlerche oder Bachstelze sind zu sehen und zu hören. Auf diesem Stück Land wurde noch nie gedüngt. Die Vegetation hat sich an den nährstoffarmen Boden und seine Trockenheit angepasst.
Knapp 9 Kilometer lang war diese Wanderung.
17. Juni. Mittsommerfest und 70 Jahre gescheiterte Revolution?
Tagespolitik 17. Juni 1953. Wir waren in Kloster, in Vitte und in Neuendorf. Kein Plakat, kein Hinweis, einfach keinen Platz für eine Erinnerung. Mein iPhone zeigt mir das Gegenteil an. Alle Nachrichtenangebote thematisieren den 17. Juni 1953. Wäre doch interessant zu wissen, wie die Tage zwischen dem 12. bis 17. Juni hier auf der Insel verlaufen sind.
Natur vor der Zimmertür.
Wann habe ich die Chance und Muße gehabt, Wildbienen zu beobachten. Ist schon interessant. Leider habe ich keinen Plan von Wildbienen. Dass sie gefährdet sind, ist mir bekannt. Wie aufwendig sie arbeiten ist schon beeindruckend. Die Webseite zu den Wildbienen habe ich gespeichert. Da will ich jetzt mehr wissen.
Seenebel. Plötzlich war er da, zog über der Steilküste auf. Grauer Nebel. Kalt wurde es. Zwischen Kloster und Vitte stand eine Hochzeitsgesellschaft mit dem Brautpaar am Strand und wurde vom Nebel gestreift. Über dem Bodden lag der Seenebel und zog in Richtung Rügen. Den Ostseestrand hüllte er ein, ganz langsam, sanft und brachte seine Kälte mit. Nahezu gespenstig.
In der “Groot Partie” in Neuendorf ist ein Museumscafé integriert. Der Kuchen dort wird selbst gebacken. Vier verschiedene standen zur Auswahl. Stachelbeerkuchen und den klassischen Käsekuchen mit einer Sandorndecke sind es geworden. Lohnt definitiv einen Abstecher. Draußen sitzen und seinen Blick durchs Dorf schweifen lassen, dabei den Kuchen und einen Kaffee zu genießen, entspannt.
Mittsommerfest in Vitte. Klar, man muss den Touris etwas anbieten. Ob die Tagestouristen, davon besuchen jährlich über 250.000 die Insel, aus diesem Grunde kommen? Sind die Übernachtungsgäste scharf darauf oder handelt es sich um eine Brauchtumsveranstaltung? Ich glaube keines davon trifft zu. Mich überzeugte das Format nicht, es hat mich eher verschreckt. Ich las von einem gescheiterten Versuch mit den Größen des Ballermanns hier etwas auf die Beine zu stellen, nannte sich Landeserntedankfest. Scheitern kann so richtig wichtig und gut sein.
Hiddensee punktet nicht mir importierten und kopierten Unterhaltungsformaten. Investitionen in die Infrastruktur wären angezeigt. Nur ein Bankautomat in Vitte für die gesamte Insel. Echt? Im vergangenen Jahr war er während unseres Aufenthaltes defekt. Wir hatte nicht genügend Bargeld zur Verfügung und nicht flächendeckend ist eine Kartenzahlung möglich. Das hat zu interessanten Erfahrungen beigetragen. Ein öffentliches WLAN fehlt gänzlich. Ladestationen für eBikes gibt es ebensowenig wie Servicepoints für Fahrräder in den vier Orten.
Die Förderung der lokalen Kulturtreibenden, das ist Zukunftssicherung. Die verschiedenen Akteure offerieren doch interessante Angebote.
Ein gar nicht positiver Zeitungsartikel ist mir beim Lesen über Hiddensee unter gekommen. Unsere Erfahrungen sind durchgängig positiv. Freundlich und höflich auf andere zugehen garantiert, dass man ähnliches erfährt. Hier ist es nicht anders as an anderen Orten. Stinkstiefel gibt es immer mal wieder.
16. Juni.
Besuch der Touristeninformation. Unser Anliegen: einen Aufkleber für die Fahrräder und das Auto zu erwerben. Ein schlankes Statement für die Insel. Reduziert dargestellt gleicht Hiddensee ja einem Seepferdchen.
Bei der Gelegenheit kamen wir mit der Mitarbeiterin ins Gespräch. Wir würden einen Aufkleber an unserem Auto anbringen, sagte ich. Hier auf Hiddensee hätte man ja kein Auto. Wieso?, wurde ich gefragt. Eine Vielzahl von Hiddenseern besäßen ein Auto. In Schaprode gäbe es für Hiddenseeer reservierte Parkzonen.
Und dann erzählte sie von ihrem Alltag: Ohne Fahrzeug sei man auf den ÖPNV angewiesen, der während der Schulferien nur ausgedünnt zur Verfügung steht. Nach Stralsund: eine Fähre in der Früh, eine abends zurück. Ein kompletter Tag, um etwas zu erledigen. Um ins Zentrum von Rügen, nach Bergen, zu gelangen, müsse man auf Rügen zudem nochmals umsteigen. Zum Beispiel Arzttermine so zu managen, dass sie an den Fahrplan des ÖPNV angepasst wahrgenommen werden können, ist nicht möglich.
Rund 1.000 Menschen leben dauerhaft auf Hiddensee. Es gibt keine Apotheke auf der Insel. Rezepte können im Rathaus abgegeben werden und am nächsten Werktag werden die Medikamente auf die Insel geliefert. Ein Allgemeinmediziner hat seine Praxis in Vitte und dort gibt es einen Landeplatz für einen Rettungshubschrauber. Das ist der Stand der medizinischen Versorgung auf Hiddensee. Muss reichen. Würde mir es reichen?
Hiddensee und die Malerei, das hat Geschichte. In Vitte haben wir heute die “Blaue Scheune” besucht. Sie wird an sechs Vormittagen in der Woche geöffnet.
Ein wenig haben wir erfahren über die “Malweiber”, eine Bezeichnung der Malerinnen, die von ihnen entschieden abgelehnt wurde. Ihr Tun verstanden sie als ernsthaft Kunst. Sie kamen auf Hiddensee zusammen. Einige lebten auf der Insel. Gegenüber von der Blauen Scheune liegt ein Gedenkstein für Clara Arnheim. Auch Henni Lehmann, Käthe Loewenthal und Julie Wolfthorn wurden Opfer des NS Antisemitismus.
Auf der Insel wird großflächig Glasfaser verbaut, schon seit 2022. Das Hotel Enddorn ist nicht an das Glasfasernetz angebunden. Die Qualität des WLAN ist nicht gut, weil nicht stabil. Ohne meinen Mobilfunkvertrag mit der Telekom (5G auch im Hotel) wäre es nicht möglich zu bloggen oder Filme aus der Mediathek zu streamen.
15. Juni. Eine Wanderung über den Hochuferweg.
Auf dem Weg von Grieben hoch zum Leuchtturm säumen große mit Ginster bewachsene Flächen den Weg. Die gelben Blüten sind schön anzusehen. Einst waren dies Weideflächen. Die Einstellung der Weidewirtschaft führte zur nachhaltigen Veränderung der Landschaft. Es ist geplant, die Magerwiesen wieder herzustellen. Dafür muss der Ginster großflächig entfernt werden. Perspektivisch werden Kühe und Schafe dafür Sorge tragen, dass hier wieder Wiesenfläche entstehen.
Der Hochuferweg führt fast durchgängig durch den Wald auf der Steilküste. Bizarre Formen bilden umgestürzte Bäume, märchenhaft muten wild verwachsene Bäume an und die Stille wird nur durch das vielstimmige Gezwitscher der verschiedensten Vogelarten durchbrochen.
In Kloster angekommen ist die Vielstimmigkeit und Lautstärke der Tagesbesucher:innen nicht auszublenden. Auf dem Teilstück bis zum Abzweig in Richtung Grieben, ändert sich das nicht. Stille kehrt erst später wieder ein.
In Kloster haben wir die Bäckerei Kasten angesteuert und dort im Garten Sanddorn-Käsekuchen gegessen. Sehr lecker und deutlich preiswerter wie in jedem anderen Inselcafé. Sicherlich fehlten auf dem Tischen die Dekoration und das Geschirr war einfach. Egal, denn es ging uns um den Kuchen.
Und abends zum Hafenkater. Am Hafen von Vitte haben wir dort auf der Veranda einen Tisch gefunden. Wie bei nicht wenigen Restaurants musste auch hier die Bestellung am Tresen aufgegeben und direkt bezahlt werden. Die Getränke bekam ich direkt in die Hand gedrückt. Das Essen wurde uns an den Tisch gebracht. Lecker war der Kabeljau und der Matjes, den wir ausgewählt hatten.
Auch hier, das Preisniveau ist hoch.
14. Juni. Kulturtag.
Erstmals haben wir das Heimatmuseum Hiddensee besucht. Ein kleiner Fehler, dass wir nicht schon im letzten Jahr dort waren, denn es war eine Entdeckung. Die Sonderausstellung mit Bildern vom Lichtkünstler Max Baur, hat mich neugierig gemacht.
Im Obergeschoss befindet sich eine Dauerausstellung. Das Ausstellungskonzept weiß zu gefallen. Geschickt werden berühmte Gäste:innen in präsentiert, ob es nun zum Beispiel Mascha Kaléko, Albert Einstein, Helene Weigl oder Gerhard Hauptmann waren, die den Aufenthalt auf der Insel schätzten. Dazu wird sehr viel in knapper Form über die Geschichte dieser Insel erzählt. Auf so knappen Raum, so viel Einblick in das Leben der Menschen. Besonders hat mich berührt, dass selbst der Antisemitismus nicht ausgespart wurde.
In der Galerie am Torbogen zeigen die Fotografen Lars Arnold und Frank Kowalik Bilder der Insel. Die Fotografien werden ergänzt durch Abzüge von Schwarz-Weiß Fotografien der Insel aus der Zeit vor 1957 und einer Serie von Farbfotos von Hiddensee aus den 1960er und 1970er Jahren, die der Großvater von Lars Arnold, Pastor der Inselkirche von Hiddensee in Kloster gemacht hat. Uns hat die Ausstellung gut gefallen, sowie das Konzept der Inselkirche, die Gemeinderäume temporär sowohl als Galerie, wie in der anderen Zeit als Treffpunkt für die Gemeinde zu nutzen.
Wandgalerien gibt es viele auf Hiddensee. An vielen Wänden hängt irgendetwas rum. In jedem Ort, sind Holzskulpturen zu finden. Street-Art Künstler:innen haben den Weg auf die Insel wohl nur für eine Auftragsarbeit gefunden. Dafür versuchen sich andere an Kunst Bau.
Abendführung durch das Gerhart-Hauptmann-Haus „Haus Seedorn“ mit einem Glas Wein aus Ihringen in der Hand. Es ist der Wein, den Hauptmann sich nach Hiddensee hat liefern lassen, so Franziska Ploetz, die Direktorin und Geschäftsführerin des Hauptmann-Hauses. Sie führt uns durch das Werk und Leben des Schriftstellers. Lebendig und leidenschaftlich präsentiert sie Gerhart Hauptmann. Grandios und sehr kurzweilig.
Im Nachgang fiel mir auf, dass Frau Ploetz kein Wort über Hauptmann und die NS Zeit gesagt hat. Eingedenk dessen, was wir heute Vormittag im Heimatmuseum haben lesen müssen, dass bereits 1922 (!) “Juden” auf Hiddensee nicht mehr erwünscht waren, schwirrt die Frage nach der Haltung Hauptmanns durch meinen Kopf.
Die kurze Recherche im Netz fördert ein wenig Klarheit zu Tage. Ich verlinke einen Artikel zur widersprüchlichen Haltung Hauptmanns. Offenbar war Exil oder klare Position zu beziehen nicht das, was Hauptmann konnte, anders als zum Beispiel Thomas Mann.
13. Juni. Wandertag.
Der Plan war, vom Hotel über den Enddorn, an der Nordküste entlang unterhalb der Steilküste bis zur Klausener Treppe zu wandern und dort die 290 Stufen aufzusteigen um die 70 Höhenmeter zu überbrücken und nach einer Pause im Klausener zurück zum Hotel zu wandern.
Das war der Plan.
Auf der Karte sieht man es ja schon. Es ging irgendwann nicht mehr an der Nordküste weiter. Geröll, Lehm und Felsen eines alten Erdrutsches versperrten den Weg und zwangen uns zur Umkehr. Also zurück. Am Ufer entlang in östlicher Richtung sollte es laut App einen Weg geben, der zum Eingang des Altbessin führt. Es war ein nicht gepflegter Trampelpfad durch dichte Sanddornhecken der kurz vor seinem Ende vor zwei Strom führende Weidezäune endete. Ohne die unangenehmen Weidezaun-Stromschläge einzufangen, gelangten wir auf den befestigten Weg zum Altbessin.
Über den Weg hoch zum Leuchtturm, der derzeit eine vollständig eingerüstete Baustelle ist, ging es zum Aussichtspunkt Fliederberg. Von dort hat man einen phantastischen Ausblick sowohl in die Boddenlandschaft, wie auf die Steilküste mit ihrem felsigen Ufer. Weiter ging es für uns in Richtung der Gaststätte Zum Klausener. Dort pausierten wir und stiegen die 290 Stufen zum Strand hinunter um von dort entlang der Steilküste und der Huckemauer nach Kloster zu wandern.
Auf der Terrasse des Hotels Hitthim haben wir zu Abend gegessen. Im letzten Jahr war das Servicepersonal nicht so international zusammengesetzt wie heute. Wie überall auf der Insel ist das Preisniveau kein Garant für Spitzengastronomie. Die Qualität des Essens war okay.
Bei meiner Internetrecherche habe ich herausgefunden, dass im Servicebereich nicht viel mehr als der Mindestlohn zuzüglich Unterkunft, Frühstück und eine andere Mahlzeit gezahlt wird. Wahrlich nicht viel.
12. Juni. Den Süden entdecken.
Vom Norden in den Süden radeln. Ziel ist das Leuchtfeuer Gellen und der dortige Strand an der Ostsee. Der Weg bis nach Neuendorf ist unproblematisch. Doch ab dem Ende des unter Denkmalschutz stehenden Dorfes, wird es sehr anders. Sandiger Untergrund, teils mit Resten eines Betonweges oder abgedeckt mit Reet, sind zu überqueren. Manchmal muss das Rad geschoben werden. Egal. Irgendwann hat man die gut 2 Kilometer hinter sich gebracht und kann sein Rad am Leuchtfeuer abstellen.
Das Stahlgebäude des Leuchtfeuers strahlt und zieht viele an. Nicht wenige überqueren an der offiziellen Stelle die Dünen und lassen sich am Strand nieder. Wir auch.
Entspannt mit dem Rad zurück über den Sandweg nach Neuendorf. Unser Ziel ist der Fischimbiss „Zum Süder“ im Hafen mit seinen frischen Fischbrötchen.
Am Ortsausgang steuern wir das Fischereimuseum „Lütt Partie“ im historischen Reusenschuppen an. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Fördervereins empfängt uns. Wir können Fragen stellen und bekommen reichlich Antwort. Wer möchte, bekommt historisches erzählt. Wen das Leben heute interessiert und wie sich der Ort und die Fischerei sich verändert haben, erfährt erstaunliches.
Auf dem Rückweg nach Grieben ein kurzer Stopp bei der Eismanufaktur Hiddensee.
Im Hotel Enddorn hat in diesem Jahr wieder das Restaurant geöffnet. Der auf der Haut gebackene Zander war gut und die vegetarische Pasta war okay.
Auffällig ist, dass das Preisniveau zum letzten Jahr deutlich angestiegen ist. Ein Essen für zwei Personen, ohne Vor- oder Nachspeise und je einem Getränk ist unter 50 € nicht zu realisieren.
11. Juni. Ankommen.
Perfekt. Zu früh in Schaprode am Fährhafen angekommen. Die Fahrt von Lübeck bis zum Fährhafen verlief anders als die Anreise nach Lübeck ohne einen einzigen Stau. Wie im letzten Jahr parkten wir für 2 € pro Tag unser Auto auf einem Privatparkplatz in der Langestraße, unmittelbar vor der Kirche.
Im Hafenkontor stellten wir die Frage, ob es möglich sei, eine Fähre früher zu nehmen. Kein Problem, die Antwort. Super Service.
Von Bord des Schiffes aus konnte man sehen, dass der Leuchtturm von Hiddensee komplett eingerüstet ist. Er wird wohl saniert und ist für noch nicht bestimmte Zeit nicht mehr zugänglich. Schade. Dann beim nächsten Besuch.
Mit den Rädern nach Grieben, zum Hotel Enddorn. Kein Problem. Mächtig viel Wind, der die kleine Tour begleitete.
Das Hotel Enddorn ist zum zweiten Mal unser Quartier. Wir haben eine Ahnung, was uns erwartet. Diesmal ein Zimmer mit einer kleinen Terrasse mit Blick auf Wiesen und die zahlreichen Fahrrädern der Gäst:innen. Zur Übernachtung gehört das Frühstück. Gut, es sind aufgebackene Brötchen, die im gut bestückten Brotkorb liegen, doch die Vielfalt an Aufstrichen und Kleinigkeiten verfeinert das Frühstück. Die Mitarbeitenden glänzen mit Freundlichkeit und unterstützen, wo es möglich ist. Das ist prima. Wir fühlen uns hier wohl. Für 2024 haben wir bereits wieder hier gebucht. Es gibt viele, die wiederkommen.
Verbesserungsvorschlag: WLAN. Es entspricht nicht meinen Anforderungen. Das Streamen aus den Mediatheken funktioniert nicht. Immer wieder fliegt man raus. Da ist mehr drin.
Kaffee und Kuchen oder Eismanufaktur?
Eigentlich klar. Es wird die Eismanufaktur in Vitte sein, die wir per Rad ansteuern. Nicht gerade günstig, dafür sehr lecker, das Eis der Manufaktur. Im „Sommerpalast Hiddensee“ lässt sich das Eis genießen.
Der Wind, 5 bis 7 Beaufort, hat uns mächtig in die Pedale treten lassen. Bekanntlich kommt der Wind ja immer von vorne. Heute jedenfalls.
Vom Hotel in Grieben bis zum Hafen von Kloster sind es gerade einmal knapp 1,5 Kilometer. Ein kleiner Spaziergang, entlang saftiger Wiesen. Zahlreiche Pferde, die auf den Wiesen grasen. Sie ziehen die Planwagen in denen die Touristen sitzen, wenn sie nicht auf der Weide stehen.
„Schillings Hafenamt“ am Hafen von Kloster ist unsere erste Anlaufstelle für ein leckeres Abendbrot auf der Insel. Vegetarisch oder lecker Fisch essen, kein Problem. Wir werden sicherlich während unseres Aufenthaltes noch einmal dort essen gehen.
2022
Es war an der Zeit auf die Insel zurückzukehren. Diesmal von Schaprode und nicht von Stralsund aus. Mit den Fahrrädern und Packtaschen setzte uns die Fähre über. Ein Zimmer im Hotel Enddorn in Grieben hatten wir gebucht. Eine abwechslungsreiche Woche haben wir 2022 auf der Insel verbracht. Ich bin gespannt, wie es 2023 sein wird.
1987
Wir hatten den Farbfilm vergessen, wie Nina Hagen bemerkte. Dank der Evangelischen Kirchengemeinde auf Hiddensee konnten wir dort eine Woche im Rahmen einer “Rüste” mit unseren Freund:innen aus Kahren, jetzt Cottbus, verbringen. Pfarrer Helmut Huppatz organisierte die nächtliche Anreise bei Bahn nach Stralsund und von dort mit dem ersten Schiff rüber auf die Insel. Anpacken bei diversen Arbeiten rund um die Kirche und im Pfarrgarten war Teil der Abmachung mit dem damaligen Pfarrer Manfred Domrös.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.